Krakau | Durch die weitere Nutzung dieser Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. (mehr)

Todesfabrik der Nazis

Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau
(Państwowe Muzeum Auschwitz-Birkenau)

Nur 50 Kilometer westlich von Krakau liegt die Stadt Oświęcim, die auf Deutsch Auschwitz heißt und mit diesem Namen weltweit die schlimmsten Assoziationen hervorruft, die ein Ort nur hervorrufen kann. Im besetzten Polen bauten die deutschen Nationalsozialisten das größte jemals errichtete Konzentrations- und Vernichtungslager. Eine Fabrik des Todes, deren Bilanz mindestens 1,1 Millionen Opfer verbucht. Ein Ort unglaublicher Geschehnisse, der der Menschheit die Brutalität seiner selbst vor Augen führt.

Heinrich Himmler ordnete in seiner Funktion als Reichsführer-SS am 27. April 1940 die Errichtung des Konzentrationslagers Auschwitz an. Das Stammlager wurde in einer ehemaligen polnischen Kaserne untergebracht. Oświęcim, in dem vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 12.000 Menschen, darunter 7.000 Juden lebten, wurde vor allem aufgrund seiner günstigen Lage als Standort für das Konzentrationslager (KZ) ausgewählt. Einerseits war es sehr gut an das Schienennetz angebunden, andererseits dennoch abgelegen. Diverse Flussverläufe grenzen das Gebiet auf natürliche Weise ab.

Bereits am 20. Mai 1940 kamen die ersten Häftlinge nach Auschwitz. Eigentlich sollte das Lager nur die überfüllten polnischen Gefängnisse entlasten, doch dann wurde es zur erbarmungslosen Todesfabrik.

Komplex aus drei Konzentrations- und diversen Nebenlagern

Auschwitz war nicht nur ein Lager, sondern ein gigantischer Lagerkomplex. Himmler ordnete im März 1941 an, etwa drei Kilometer nordwestlich vom Stammlager (Auschwitz I) ein weiteres Lager zu errichten. Auschwitz-Birkenau (Auschwitz II) entstand nahe dem Dorf Brzezinka, nach dem es benannt wurde. Ende Oktober 1942 eröffnete das Lager Auschwitz-Monowitz (Auschwitz III), das wiederrum nach dem Dorf Monowice benannt wurde, das heute genauso wie Brzezinka ein Stadtteil von Oświęcim ist. In Monowitz wurden die Häftlinge untergebracht, die Zwangsarbeit für verschiedene deutsche Industriebetriebe leisten mussten. Neben den drei Hauptlagern gehörten fast 50 Außenlager zum Komplex des KZ Auschwitz.

Zentrum des Grauens war Auschwitz-Birkenau, das von den Häftlingen des Stammlagers erbaut wurde. Sie mussten auch die Gaskammern und Krematorien errichten, in denen viele von ihnen später selbst vergast und verbrannt wurden. Gaskammer und Krematorium waren immer in einem Gebäudekomplex untergebracht, damit die Vernichtung möglichst produktiv vonstattenging. Vier solcher Komplexe wurden in Birkenau errichtet. Zwei davon in bereits bestehenden Bauernhäusern im Wald. Mit der Gaskammer und dem Krematorium im Stammlager, gab es in Auschwitz insgesamt fünf Orte, an denen die direkte Vernichtung vollzogen wurde.

Birkenau wurde für über 100.000 Gefangene errichtet. Sie schliefen, getrennt nach Geschlechtern, in überfüllten Baracken, die nicht mal einen richtigen Fußboden besaßen. Bis zu zehn Personen mussten sich eine harte Pritsche teilen. Nachts waren die oft feuchten und kalten Baracken verschlossen. Alle Gefangenen einer Baracke, bis zu 1.000, mussten ihre Notdurft in einem Eimer verrichten. Die Fenster waren fest eingemauert, es gab keine Möglichkeit sie zu öffnen.

Allein der Birkenauer Lagerteil hatte schließlich eine Fläche von fünf Quadratkilometern und war damit gerade einmal halb so groß wie ursprünglich geplant. Er wurde in Sektionen untereilt, die sich wiederrum in Felder gliederten.

Alle Lagerteile waren von einem doppelten Elektrozaun aus Stacheldraht umgeben. Die enorme Spannung sorgte dafür, dass jede noch so kurze Berührung tödlich endete. Einige Inhaftierte nutzten das für ihren Suizid. Etwa alle 150 Meter stand zwischen den Zäunen ein Wachturm. 8.000 SS-Leuchte haben in Auschwitz an den Taten mitgewirkt. Darunter übrigens auch 170 Frauen.

800 Gefangene sollen laut den Dokumenten versucht haben zu fliehen, 144 ist es gelungen. Wurde jemand bei der Flucht erwischt, setzte die Schutzstaffel (SS) die Kollektivstrafe zur Abschreckung ein. Als 1942 neun Arbeitshäftlingen die Flucht gelang, erschoss die SS zur Strafe 340 andere Gefangene.

Arbeitsfähige ins Lager, alle anderen ins Gas

Wer nach Auschwitz kam, der kam mit einem der unzähligen Deportationszüge, die hier Tag und Nacht einfuhren. Eingepfercht in Viehwaggons, tagelang ohne Verpflegung und Toilette, rollten die Züge durch das zum Symbol gewordene Backsteintor von Birkenau bis zur Rampe. Hier selektierten SS-Ärzte, untermalt vom in die Erinnerung gefressenen Hundegebell: Arbeitsfähige ins Lager, alle anderen ins Gas. Auf der Rampe wurden Familien und Paare auseinandergerissen. Nur die wenigsten sahen sich jemals wieder.

Zu alte, zu junge, zu kranke wurden umgehend vergast. 900.000 der mindestens 1,1 Millionen Opfer, die meisten von ihnen ungarische Juden, haben das Lager kaum zu Gesicht bekommen, weil sie sofort getötet wurden. Die anderen Opfer starben an Krankheit, Misshandlung, Unterernährung, an den Menschenversuchen von Dr. Mengele ("Dr. Tod"), sie wurden einfach erschossen oder haben sich zu Tode geschunden. So tragisch all das auch klingt, dennoch hatte man in Auschwitz wenigstens die Chance zu überleben. In anderen Vernichtungslagern wurde nämlich gar nicht erst selektiert.

Für die, die man noch für Sklavenarbeit brauchen konnte, begann nach ihrer Ankunft erst recht die Zeit des Leidens. Erniedrigung war wesentlicher Bestandteil der Nazi-Verbrechen. Wer auf der Rampe in die "richtige" Richtung geschickt wurde, der musste alles hergeben, was er bei sich hatte. Nicht einmal die Kleidung, die sie am Leibe trugen, durften die Deportierten behalten.

Alle die als arbeitsfähig eingestuft wurden, mussten sich vollständig entkleiden. Mit stumpfem Werkzeug wurden ihnen die Haare vom Körper rasiert, nicht nur die auf dem Kopf. Männer rasierten nackte Frauen, Frauen nackte Männer. Mit der Häftlingsnummer, die in den Unterarm tätowiert wurde, wurde ihnen der letzte Rest Individualität geraubt. Wie Schädlinge wurden die Gefangenen schließlich desinfiziert und entwest. Für sie begann der Prozess der kalkulierten Vernichtung durch Arbeit und Hunger. Wessen Körper nicht selbst aufgab, der wurde früher oder später von der unzufriedenen SS erschossen, die auf Zwangsarbeiter zielte wie andere auf Enten.

Patent für die Todesindustrie

Nur in Auschwitz wurde den Häftlingen ab März 1941 eine Nummer in die Haut gestochen. Nur hier war es nötig. Denn Auschwitz wird nicht zu Unrecht als Fabrik bezeichnet. Weil hier die Tötung der Homosexuellen, Juden, Kriegsgefangenen, Regimegegner sowie Sinti und Roma industrialisiert wurde, gab es viele Parallelen zu einer organisierten Fabrik.

Um an nur einem Ort in weniger als fünf Jahren über eine Million Menschen zu töten bedarf es ein ausgeklügeltes System. Nie zuvor in der Menschheitsgeschichte wurde effizienter gemordet. Die Nazis sicherten sich das Patent für die Todesindustrie. Oberstes Ziel der Fabrik: Ausbeutung und Vernichtung, rasch und spurlos. Trotz der stetigen Optimierung der Arbeitsweise kamen sie mit der Vernichtung kaum hinterher. Zusätzlich zu den Krematorien wurden die Leichen deshalb regelmäßig auf Scheiterhaufen verbrannt.

Das sogenannte Sonderkommando, das aus jüdischen Häftlingen bestand, arbeitete in zwei Schichten an sieben Tagen in der Woche in den Gaskammern und Krematorien von Auschwitz. Ziel war es, mit möglichst geringen Investitionen möglichst viel zu produzieren. Das Rohmaterial war die gehasste Rasse, das Endprodukt ihre Asche. Durchschnittlich mindestens 10.000 Menschen wurden pro Tag verbrannt. In der Spitze (Mai 1944) ging der bestialisch stinkende Rauch von täglich bis zu 20.000 Leichen durch die ununterbrochen rauchenden Kamine der eigens entwickelten Verbrennungsöfen.

Ein kleiner Teil der Asche wurde in Teiche gekippt, die unmittelbar vor den Krematorien liegen. Bis heute sieht man dort Menschenasche schwimmen. Der weitaus größere Teil wurde mit Lastwagen zur Weichsel gebracht und in den Fluss gekippt. Außerdem wurde Asche auf den umliegenden Feldern und Wiesen verstreut.

Anfangs versuchten die Nazis noch zu verbergen, dass es für die Häftlinge nun in den Tod ging. Ihnen wurde vorgegaukelt, dass sie nun duschen würden. Feinsäuberlich hängten die zum Tode Verurteilten ihre zerschlissene Kluft an durchnummerierte Kleiderhacken. So, also ob sie sie hier gleich wieder anziehen würden. Doch aus den Brauseköpfen an der Decke kam kein Wasser, sondern nur das tödliche Zyklon B. Ein Schädlingsbekämpfungsmittel.

Später mussten sich die Häftlinge auf dem Weg in die Gaskammern einfach nur noch entblößen. Warum muss sich ein Mensch, der vergast werden soll, vor Fremden ausziehen? Das geht doch genauso gut auch in seiner ohnehin verschlissenen Kleidung. Es gehörte schlicht zur perfiden Erniedrigungsstrategie der NS-Schergen. Viele Opfer wussten gar nicht was schlimmer war: Die ständige, oft brutale Qual der Herablassung oder der mitunter als erlösend betrachtete Tod.

Gebisse, Goldzähne, Haare - alles wurde zu Geld gemacht

Zwar erschoss die SS auch tausende Gefangene in Auschwitz, zum Beispiel an der extra für Erschießungen errichteten "Schwarzen Wand", ansonsten machten sich die deutschen Befehlshaber aber nur selten die Hände schmutzig. Die Stellen, die für Erniedrigung und Tod zuständig waren, waren im Lager von anderen Häftlingen besetzt. Weil Gefangene ihresgleichen drangsalieren und in die Gaskammern schicken mussten, wurde die Täter-Opfer-Kette außer Kraft gesetzt. Indem die Ausführung von Gewalt und Terror an die Opfer delegiert wurde, kam die SS im Lager außerdem mit verhältnismäßig wenig Personal aus.

Effizienz bewiesen die Nazis nicht nur bei der Tötung, sondern auch bei der Verwertung der Habseligkeiten und Überreste ihrer Opfer. Diese kamen meist mit dem Wertvollsten, das sie besaßen. Schließlich wussten die wenigsten, wohin die Züge sie bringen würden. Und die, die es wussten, hofften sich wenigstens noch Privilegien erkaufen zu können.

Viele Ankömmlinge trugen mehrere Schichten Kleidung und hatten volle Koffer bei sich. All das wurde ihnen umgehend abgenommen. Ganze Baracken wurden mit Brillen, Schmuck und Schuhen gefüllt. Gebisse, Goldzähne, Haare - alles wurde verwertet und zu Geld gemacht. Mit den Haaren, die Fabrikanten den Nazis für wenige Pfennige pro Kilo abkaufen konnten, wurden beispielsweise Matratzen gefüllt. Auch Teppiche wurden aus Menschenhaar gewebt. Auschwitz war damals einer der reichsten Orte der Welt. Das wiederrum machte ihn auch zum Hort der Korruption.

Die Koffer, auf denen viele Opfer ihre Namen und Adressen geschrieben haben, in der Hoffnung ihr Hab und Gut irgendwann zurück zu bekommen, sind heute in den Baracken des Stammlagers ausgestellt. Genauso wie Berge von Bürsten und Kämmen, Gehhilfen und Prothesen, Geschirr und Töpfen, Rasierpinseln sowie Schuhen. Am bedrückendsten zu sehen jedoch sind sieben Tonnen ungewaschene und unkonservierte Menschenhaare.

Befreiung durch die Rote Armee

Als Truppen der Roten Armee das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz am 27. Januar 1945 befreiten, fanden sie nur noch ca. 7.600 Menschen vor. Menschen, die zu krank oder einfach zu schwach waren, um mit auf die sogenannten Todesmärsche zu kommen, die rund 60.000 Gefangene in andere, vermeintlich sicherere Lager im Westen bringen sollten. Während der tagelangen Märsche durch Eis und Schnee starben wiederrum Tausende.

Die Befreiten waren zu entkräftet, zu unsicher, zu verstört um Freude zu zeigen. Viele von ihnen starben trotz medizinischer Versorgung noch Wochen später an den Folgen der Lagerhaft. In den Gebäuden des Stammlagers, wovon heute viele als Museum fungieren, hängen Bilder, die weibliche Häftlinge zeigen, die auch vier Monaten nach der Befreiung nur 26 Kilogramm wogen.

Die sowjetischen Soldaten waren erschüttert von dem, was sie in Auschwitz vorfanden. Sie dokumentierten das Grauen durch Film- und Fotoaufnahmen. Aus den fünf Jahren, in denen das Konzentrations- und Vernichtungslager in Betrieb war, gibt es nur sehr wenige Aufnahmen, da selbst der SS das Filmen und Fotografieren strengstens untersagt war. Die Bilder, die es dennoch gibt, darunter auch einige wenige, die von Gefangenen gemacht wurden, sind im Museum ausgestellt. Sie werden von Zeichnungen ergänzt, die Überlebende im Nachhinein angefertigt haben und die die Brutalität der Nazis und die Angst ihrer Opfer in beeindruckender Weise dokumentieren.

Vor ihrem Abzug hat die SS noch versucht so viele Spuren des staatlich angeordneten Massenmords wie möglich zu verwischen. Bereits im November 1944 befahl Himmler unter anderem die Gaskammern und Krematorien zu zerstören. Die Nazis sprengten sie in die Luft. Bis heute liegen ihre Trümmer als Mahnung auf dem Birkenauer Lagergelände, das auch ein riesiger Friedhof ist. Lediglich die Gaskammer und das Krematorium im Stammlager blieben teilweise erhalten und konnten später rekonstruiert und restauriert werden.

Ein Ort, den jeder einmal besucht haben sollte

Heute ist der Ort, an dem so viele Menschen wie nirgendwo sonst auf der Welt ihr Leben lassen mussten, eine Begegnungs- und Gedenkstätte, ein Forschungszentrum und Museum. Das, was vom Konzentrationslager Auschwitz übrig blieb, soll an die unendlich vielen Opfer erinnern und allen heute Lebenden Mahnung sein, das so etwas ungeheuerliches niemals mehr passieren darf.

Mitarbeiter und zahlreiche Freiwillige treiben Tag für Tag einen riesigen Aufwand, um das noch Vorhandene originalgetreu für die Nachwelt zu erhalten. Es ist ein ständiger Kampf gegen den Verfall von all dem, das für das größte Verbrechen der Menschheit steht. Bereits seit 1979 ist das KZ Auschwitz-Birkenau Weltkulturerbe der UNESCO.

Von der Frage getrieben, warum und wie der Holocaust passieren konnte, kommen jedes Jahr 1,5 Millionen Besucher nach Auschwitz. Und jedes Jahr werden es mehr. Schnell stellen sie fest, das Auschwitz mehr ist als eine Gedenkstätte oder ein Museum. Auschwitz ist ein Gefühl. Dieser Ort verändert einen, sobald man ihn betritt. Wir alle sollten die einstige Hölle auf Erden einmal betreten.

Hinweise für Besucher

Aufgrund des stetig steigenden Interesses am Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau wurde mit Beginn des Jahres 2015 ein Online-Reservierungssystem für Besucher eingeführt. Nur die Reservierung im Internet garantiert einen Besuch zum gewünschten Zeitpunkt. Der Eintritt ist generell frei. Die empfehlenswerten Führungen, die in fast 20 Sprachen angeboten werden, sind günstig. Zur Besichtigung der gesamten Anlage (Auschwitz I und II) sollte man sich einen Tag Zeit nehmen, da allein die Busfahrt von bzw. nach Krakau eineinhalb Stunden pro Strecke dauert.

Weitere Informationen

Kontakt

Adresse
ul. Wieźniów Oświęcimia 20
32-603 Oświęcim
Polen
Telefon
+48 (33) 84 48 09 9
E-Mail
reservation@auschwitz.org
Internet
http://www.auschwitz.org

Öffnungszeiten

Dezember, Januar, Februar
08:00 - 15:00 Uhr
März, November
08:00 - 16:00 Uhr
April, Oktober
08:00 - 17:00 Uhr
Mai, September
08:00 - 18:00 Uhr
Juni, Juli, August
08:00 - 19:00 Uhr

Eintrittspreise

Besucher
kostenlos

Daten & Fakten nicht mehr aktuell? Bitte informieren Sie uns!