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Konzentrationslager Plaszow
(Obóz koncentracyjny Płaszów)

Im Sommer 1940 wurde im südlich gelegenen Krakauer Vorort Plaszow zunächst ein Arbeitslager errichtet. Das Gelände des Lagers umfasste zwei jüdische Friedhöfe und mehrere Kalksteinbrüche, die durch die Zwangsarbeiter ausgebeutet werden sollten. Zur Befestigung der Lagerstraße wurden jüdische Grabsteine der für den Lagerbau aufgelassenen Friedhöfe verwendet. Insbesondere für die jüdischen Gefangenen war es eine Demütigung und Qual, auf den Grabsteinen ihrer Glaubensgenossen marschieren zu müssen.

Katholische Polen waren in Plaszow die ersten Zwangsarbeiter. Ab 1941 wurden hier auch Juden eingeliefert. Das Gros der Gefangenen arbeitete für das SS-Unternehmen Deutsche Ausrüstungswerke (DAW).

Ein vier Kilometer langer, doppelter, elektrisch geladener Stacheldrahtzaun umgab das Lager. Zwischen den beiden Zäunen befand sich zusätzlich ein Wassergraben. Die 13 Wachtürme waren mit Maschinengewehren, Suchscheinwerfern und Telefonen ausgestattet.

Vom Arbeits- zum Konzentrationslager

Anfang Februar 1943 erhielt Amon Göth das Kommando über das Arbeitslager Plaszow. Er ließ das Krakauer Ghetto räumen und 8.000 arbeitsfähige Juden von dort in sein Lager bringen, das folglich auf eine Größe von 81 Hektar anwuchs. Die Zahl der Häftlinge stieg nach der Liquidierung des Ghettos auf 12.000 an.

Als Folge der Verlegung der arbeitsfähigen Juden nach Plaszow wurde aus dem Arbeitslager im Januar 1944 ein Konzentrationslager (KZ). Als solches war es direkt dem SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt in Berlin unterstellt. Plaszow war das einzige Konzentrationslager, das aus einem jüdischen Wohnbezirk, eben dem Krakauer Ghetto, hervorgegangen ist.

In der ersten Jahreshälfte 1944 kamen etwa 6.000 bis 8.000 ungarische Juden ins KZ Plaszow. Als Folge des Warschauer Aufstandes kamen viele gefangen genommene Polen hinzu. Mit rund 25.000 Häftlingen wurde im Sommer 1944 die Höchstzahl an gleichzeitig im Lager internierten Menschen erreicht.

Das Terrorregime des Amon Göth

Als Kommandant des Konzentrationslagers erwarb sich Amon Göth schnell den Beinamen "Schlächter von Plaszow". Er ging als einer der brutalsten und sadistischsten SS-Männer in die Geschichte ein. Zu seinen Morgenritualen gehörte es, mit einem Präzisionsgewehr vom Balkon seiner Villa willkürlich auf Häftlinge zu schießen. Besonderes Vergnügen bereitete ihm, seine zwei Doggen auf Gefangene zu hetzen und diese von den Hunden zerfleischen zu lassen. Gern peitschte er Gefangene als Strafe aus. Mindestens 500 Häftlinge hat Göth selbst ermordet.

Die Verbrechen von einst sind in Plaszow heute nur noch erahnbar. Vom ehemaligen KZ ist kaum etwas übrig geblieben. Das zugewachsene Gelände ist heute mehr Abladestelle für Müll und Auslaufgelände für Hunde als eine Gedenkstätte. Am Rande machen fast zugewachsene Hinweisschilder darauf aufmerksam, dass man nun das einstige Lagergelände betritt und bitten darum, sich entsprechend zu verhalten.

Schließlich ist Plaszow bis heute ein Friedhof. Hier sind rund 8.000 Menschen umgekommen. Auch die über 1.000 Juden, die bei der Auflösung des Krakauer Ghettos getötet wurden, wurden hier in Massengräbern verscharrt. Zudem fanden Massendeportationen ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau statt. Zuletzt am 14. Januar 1945, einen Tag vor der Befreiung Krakaus durch sowjetische Truppen.

Göths Villa steht bis heute

Wer zumindest eine Ahnung dafür bekommen will, wie das Konzentrationslager einmal ausgehen hat, der sollte sich Steven Spielbergs Welterfolg "Schindlers Liste*" anschauen. Der mit sieben Oscars ausgezeichnete Film wurde vorwiegend an Originalschauplätzen in Krakau gedreht. Für die Szenen im KZ Plaszow wurden Kulissen im Steinbruch aufgebaut. Bis heute stehen Überreste. Neben der Industrieanlage und den Stacheldrahtzäunen gehört dazu auch die scheinbar aus Grabmalen gepflasterte Lagerstraße. All das sind jedoch nur Nachbildungen für den Film.

Original erhalten hingegen ist die Villa von Amon Göth, die heute ziemlich verfallen und augenscheinlich ungenutzt zwischen ganz normalen Wohnhäusern steht (ul. Wiktora Heltmana 22). Anders als in "Schindlers Liste*" dargestellt, stand das Haus des Lagerkommandanten nicht direkt am Steinbruch. Dennoch hatte Göth damals freie Sicht auf das Lagerareal, was auch die Schüsse vom Balkon ermöglichte. Hier feierte er für die Lagerinsassen gut hörbar oft die ganze Nacht. Gast auf seinen Partys war auch Oskar Schindler.

Nach der Liquidierung des Ghettos wurden in Plaszow auch die sogenannten Schindlerjuden gefangen gehalten. Das sie dank des Einsatzes von Oskar Schindler überlebten, lag auch daran, dass Göth hochgradig korrumpierbar war. Das und seine Schwarzmarktgeschäfte führten schließlich auch zu seiner Verhaftung durch die Gestapo. Das in Schindlers ehemaliger Fabrik untergebrachte Museum beschäftigt sich auch mit dem nur rund einen Kilometer entfernt gelegenen Lager.

Amon Göth wurde 1946 in Krakau zum Tode durch Erhängen verurteilt. Acht Tage nach der Urteilsverkündung wurde er am 13. September 1946 seinem Henker überstellt und starb. Göth ist einer von vergleichsweise wenigen Nazigrößen, die nicht nur verurteilt wurde, sondern dessen Urteil auch vollstreckt wurde.

Nur wenige Denkmäler erinnern an das Konzentrationslager

Weniger bekannt als der literarisch und filmisch gewürdigte Schindler ist der österreichische Judenretter Julius Madritsch. In seinen Werkstätten, die sich nach einem Verbot, wonach Häftlingen das Verlassen des Lagers ab September 1943 nicht mehr erlaubt war, auch direkt auf dem Areal von Plaszow befanden, wurden Uniformen für die Wehrmacht gefertigt.

Madritsch setzte sich ebenso wie Schindler für seine Arbeiter ein. Er beschäftigte so viele Gefangene wie möglich, um sie vor den Deportationen in die Vernichtungslager zu beschützen. Zudem versorgte er seine Arbeiter und andere Lagerinsassen mit Lebensmitteln, wozu er große Mengen davon ins Lager schmuggelte. Weil seine Fabrik jedoch nicht als kriegswichtig eingestuft wurde, konnte er letztlich trotz aller Bemühungen nur wenige Menschenleben retten.

Am Rande des ehemaligen KZ-Geländes wurde 1964 das "Denkmal für die Opfer des Faschismus in Krakau" (pl. "Pomnik Ofiar Faszyzmu w Krakowie") enthüllt. Die sieben Meter hohe Skulptur zeigt fünf eng nebeneinander stehende Menschen, deren Köpfe unter dem Gewicht eines geschulterten Steinblocks Richtung Boden geneigt sind. In Brusthöhe ist der gigantische Kalkstein gebrochen. Das Mahnmal entwarf Witold Cęckiewicz.

Neben dem unübersehbaren Denkmal gibt es noch zwei Gedenktafeln. Eine erinnert seit 2000 an die ungarischen Jüdinnen, die von Plaszow aus nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurden. Die andere wurde von der jüdischen Gemeinde in Krakau gestiftet und gedenkt allen jüdischen Opfern. An einer der ehemaligen Hinrichtungsstätten, Hujowa Górka, steht ein Holzkreuz mit aufgesetztem Stacheldraht.

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Adresse
Das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Plaszow liegt im Dreieck zwischen der al. Powstańców Śląskich, der ul. Kamieńskiego und der ul. Wielicka.

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