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Hackesche Höfe

Das größte geschlossene Hofareal Europas, die Hackeschen Höfe, liegt in der Spandauer Vorstadt im Ortsteil Mitte. Die insgesamt acht Höfe zwischen der Rosenthaler- und der Sophienstraße entstanden 1906 unter der Leitung des Architekten und Bauunternehmers Kurt Berndt. Grundlage für den Bau war der Erwerb des Grundstücks Rosenthalerstraße 40 im Jahre 1858 durch den Glaswarenfabrikanten Hans Quilitz. Seine Erben kauften 1905 angrenzende Grundstücke und ließen Altbauten abreißen. So konnten die damals einmaligen Gewerbe- und Wohnhöfe auf insgesamt 9.200 Quadratmetern errichtet werden.

Der Architekt August Endell gestaltete neben den Festsälen auch die Fassaden im ersten Hof (deshalb auch Endellscher Hof genannt), der von Beginn an kulturell genutzt werden sollte, was zur damaligen Zeit ein ungewöhnliches Vorhaben war. Der Einfluss der 1900 propagierten Lebensreformbewegung machte sich in der ganzen Anlage bemerkbar. Die Bauherren wollten ein gesünderes und modernere Arbeits- und Wohnumfeld schaffen. So lagen die Wohnhöfe abseits von Verkehrseinflüssen. Die acht Höfe wurden bestmöglich begrünt und mit natürlichem Sonnenlicht versorgt. Die Wohnungen hatten vielfach einen Balkon und waren durchweg mit Bädern, Innentoiletten und Zentralheizung ausgestattet.

Während die Fassaden im ersten Hof dem Jugendstil zugeordnet werden, entstand die Straßenfassade im Stil des wilhelminischen Eklektizismus. Die überladene Mischung aus ägyptischen Obelisken, antikisierenden Skulpturen und neobarocker Dachlandschaft war damals der vorherrschende Geschmack des Kaiserhauses.

Größtes geschlossenes Hofareal Europas

Die zwei von Endell gestalteten Festsäle der Hackeschen Höfe wurden vom Gastronomen und Weinhändler Wilhelm Neumann bewirtschaftet. Hier fanden viele Feiern von Familien, Unternehmen und Vereinen statt. Einer der beiden Säle wurde 1932 zerstört, als er zur Betriebskantine umgebaut wurde. Der noch erhaltene Festsaal wird heute vom Varietétheater Chamäleon genutzt. Bereits 1909 gründete sich die expressionistische Dichtervereinigung "Der Neue Club" in einem der Festsäle.

Die von Anfang an beabsichtigte Mischnutzung der Gewerbeflächen sorgte von Beginn an für einen abwechslungsreichen Mietermix, der insbesondere von der sich im Aufschwung befundenen Konfektionsindustrie geprägt war. Als die Hackeschen Höfe eröffnet wurden, war Berlin bereits eine Metropole der Konfektion. Aber auch eine Bankfiliale, Betriebe für Metallwaren, Möbel und Musikinstrumente sowie Großhändler für Futtermittel, Kaffee und Mehl gehörten zu den Nutzern der Flächen. Zeitweise waren auch ein jüdisches Mädchenheim sowie eine jüdische Studentenmensa Mieter.

Nachdem die wirtschaftlichen Probleme nach dem Ersten Weltkrieg dafür sorgten, dass viele Mieter die Höfe verließen und auch die Kulturaktivitäten zum Stillstand kamen, nutzte weite Teile der Hackeschen Höfe bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs der Kaufhauskonzern Deutsches-Familien-Kaufhaus (DeFaKa).

Früher wie heute eine bunte Mischung an Mietern

In der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wurden die Hackeschen Höfe jahrzehntelang vernachlässigt. Sie wurden 1951 zum Volkseigentum erklärt. Während es Mietern um 1950 gelungen ist die vollständige Zerstörung der Jugendstilfassaden im ersten Hof zu verhindern, wurde in den 1960er-Jahren die Straßenfassade zerstört. 1977 wurde das Hofareal unter Denkmalschutz gestellt. 1993 wurde die Anlage den Erben des früheren Eigentümers zurückgegeben. Ein Jahr später wurden die Hackeschen Höfe an einen Unternehmer verkauft. Bis 1997 wurden sie aufwendig saniert und in der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Während die Höfe originalgetreu saniert wurden, hat man die Fassade zum Hackeschen Markt modernisiert.

Wie schon früher werden die Hackeschen Höfe von einer bunten Mischung an gewerblichen und privaten Mietern genutzt. Heute beleben die Büros in den früheren Fabriketagen freie und kreative Berufe wie Architekten, Designer und Werbeagenturen. Neben den beliebten gastronomischen Einrichtungen, einem Programmkino und dem Theater sind es vorwiegend individuelle Läden junger Unternehmer, die Designerprodukten verkaufen.

Heute sind die Hackeschen Höfe eine der teuersten Immobilien Berlins. Rund um das Hofareal hat sich ein beliebtes Ausgehviertel entwickelt, das zum Schwerpunkt des Berliner Nachtlebens gehört.

Weitere Informationen

Kontakt

Adresse
Rosenthalerstraße 40/41
10178 Berlin
Deutschland

Verkehrsanbindung

Buslinien
384, N5, N8, N52, N58
S-Bahnstation
Hackescher Markt
U-Bahnstation
Weinmeisterstraße

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