Kopenhagen | Durch die weitere Nutzung dieser Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. (mehr)

Wahrzeichen Kopenhagens

Kleine Meerjungfrau (Den lille Havfrue)

Gerade einmal 125 Zentimeter groß und doch so bekannt! Die Kleine Meerjungfrau ist nicht nur hauptstädtisches Wahrzeichen, sondern auch dänisches Nationalsymbol. Grazil ruht sie auf ihrem Findling am Ufer des Öresund, direkt an der Promenade Langelinie. So unscheinbar, dass man wohl achtlos an ihr vorbeilaufen würden, wenn sie nicht weltbekannt wäre.

Nach einem Märchen von Hans Christian Andersen

Zu verdanken hat Kopenhagen seine bekannteste Sehenswürdigkeit dem gleichnamigen Märchen von Dichter und Schriftsteller Hans Christian Andersen. In der 1837 veröffentlichten Geschichte des vielleicht berühmtesten Dänen geht es um die jüngste von sechs Töchtern des Meereskönigs, die glücklich am Meeresgrund lebt. Wie es das Schicksal will, rettet sie einen Prinzen vor dem Ertrinken und verliebt sich in ihn. Erwidert er ihre Liebe, erhält sie eine unsterbliche Seele.

Doch um bei den Menschen leben zu können, braucht die kleine Meerjungfrau Beine und Füße. Die kann ihr nur die Meereshexe verschaffen, die dafür aber ihre klangvolle Stimme fordert. Außerdem darf sie nie wieder zurück ins Meer.

Der hohe Preis schreckt die über beide Ohren verliebte Wassernixe nicht ab. Sie verlässt ihren natürlichen Lebensraum um ihrem Prinzen ganz nahe zu sein. Doch der hält eine andere Frau für seine Retterin. Ohne Stimme kann die Meerjungfrau das Missverständnis nicht aufklären. Ihr Angebeteter heiratet seine vermeintliche Heldin und die stumme Nixe bleibt seelenlos. Sie geht zurück ins Wasser und damit, so glaubt sie, in den Tod. Doch statt zu Meeresschaum zu werden, wird die Jungfrau zu einem Luftgeist, der sich mit guten Taten eine unsterbliche Seele verdienen kann.

Gestiftet vom Brauereibesitzer Carl Jacobsen

Im Jahr 1909 hatte der dänische Komponist Fini Henriques die Idee, eine Musik zu Andersens Märchen zu schreiben. Ellen Prince fungierte in dem Märchenballett als erste Tänzerin. Einer der Zuschauer im Königlichen Theater war auch Carl Jacobsen, Besitzer der Brauerei Carlsberg und Dänemarks größter Kunstmäzen. Autor, Geschichte, Inszenierung und Primaballerina begeisterten Jacobsen so sehr, dass er 1910 den Bildhauer Edvard Eriksen mit einem Abbild der kleinen Jungfrau beauftragte.

Viele Quellen behaupten, dass Ellen Prince auf Wunsch von Carl Jacobsen Modell für die Skulptur stehen sollte. Weil sie aber nicht nackt posieren wollte, soll nur ihr Kopf als Vorbild genommen worden sein. Der restliche Körper wurde nach Eriksens Frau Elin modelliert. Laut den Erben von Edvard Eriksen sei dies allerdings eine Legende. Zwar inspirierte die Ballerina den Auftraggeber Jacobsen, doch als Modell stand sie nie zur Debatte. Elin Eriksen, die bei allen Frauenskulpturen ihres Mannes Modell saß, hätte dies ohnehin nie zugelassen. Dass sich das Gerücht hartnäckig hält, liegt vor allen daran, dass Elin und Ellen nicht nur ziemlich ähnliche Namen trugen, sondern sich ihre Gesichter auch sehr glichen.

Zwischenzeitlich kam es zwischen Auftraggeber und Künstler zu Unstimmigkeiten. Während Jacobsen die Meerjungfrau mit der typischen Schwanzflosse zeigen wollte, bestand Eriksen darauf sie nach der Menschwerdung, also mit Beinen und Füßen, darzustellen. Schließlich einigten sie sich auf schlanke Beine mit Schwimmhäuten statt Füßen. Ein Streit darüber, ob die Märchenfigur nun umgeben von einem idyllischen Blumenmeer an einem Teich oder im stürmischen Meer aufgestellt wird, verzögerte die Enthüllung der 1911 gegossenen Statue um zwei zusätzliche Jahre. Der Künstler setzte sich durch, so dass sein Werk nun sehnsüchtig aufs Meer blickt.

Immer wieder Opfer von Wandalismus

Am 23. August 1913 wurde die 175 Kilogramm schwere Bronzeskulptur der Stadt Kopenhagen übergeben. Auf ihrem Weg zum Touristenmagnet musste die Kleine Meerjungfrau bereits einiges wegstecken. 1964, 1990 und 1998 wurde ihr der Kopf abgeschlagen, 1984 ein Arm abgesägt. 2003 wurde sie sogar gänzlich vom Felsen ins Wasser gestürzt, wahrscheinlich mit Hilfe von Sprengstoff. Unzählige Male wurde sie zudem mit Accessoires verunstaltet und mit Farbe angemalt.

Bisher konnte die Statue, auch dank der bis heute im Original vorhandenen Gussformen, immer rekonstruiert werden. Das freut nicht zuletzt die Nachfahren von Bildhauer Edvard Eriksen, die mit den Rechten an dem Kunstwerk Geld verdienen. Anders als oft behauptet, beteuern sie, dass es sich bei der Skulptur an der Langelinie um das Original und nicht um eine Kopie handelt.

In den 1990er-Jahren enthüllten zwei deutsche Germanisten die verborgene Geschichte in Hans Christian Andersens Märchen. Seitdem weiß die Literaturwissenschaft, dass es keineswegs ein Kindermärchen ist, sondern das Drama der Homosexualität Andersens verdeckt darstellt. Andersens Liebe zu Edvard Collin, dem schönsten Sohn seines reichen Vormunds, wurde wie bei der Meerjungfrau nicht erwidert. Er schrieb das Märchen, als Collin heiratete.

Vielleicht um sich von all dem erfahrenen Vandalismus und den tausenden Touristen zu erholen, die die Kleine Meerjungfrau täglich begrapschen, wurde die Bronzestatue im Jahr 2010 entfernt und mehrere Monate im dänischen Pavillon auf der Expo in Shanghai gezeigt. Während ihrer Abwesenheit erlaubten sich Mitarbeiter des Naturhistorischen Museums einen Scherz und setzten ein exakt wie die Jungfrau posierendes Skelett an den angestammten Platz der prominenten Figur. Mit dieser Aktion sorgten die Museumangestellten für den weltweit fotogensten Aprilscherz des Jahres.

Weitere Informationen

Kontakt

Adresse
Langelinie
2100 København Ø
Dänemark

Verkehrsanbindung

Buslinie
26
S-Bahnstation
Østerport

Daten & Fakten nicht mehr aktuell? Bitte informieren Sie uns!