Was ist eigentlich …?

Manspreading

publiziert am 12.03.2015 in Mobilität, New York | kein Kommentar

Wer hat sich nicht schon einmal darüber geärgert, dass er in einem öffentlichen Verkehrsmittel ungelenk an der Halteschlaufe hin und her baumeln musste, obwohl eigentlich noch genügend Sitzplätze frei wären, wenn es sich bei den Mitfahrern nicht um flegelhafte Egoisten handeln würde. Von der ganz schlimmen Sorte sind Männer! Die nämlich sitzen gern breitbeinig in der U-Bahn. So breitbeinig, dass ihre Sitzhaltung auch ohne Übergewicht minderst zwei Sitzplätze erfordert.

Für dieses Großstadtphänomen hat sich in den Vereinigten Staaten von Amerika der Begriff manspreading eingebürgert. Vor allem Frauen finden diese, ihnen den Sitzplatz raubende Körperhaltung, nicht nur irritierend, sondern gar obszön. Sie machen mittlerweile mobil gegen die männlichen Beinspreitzer und veröffentlichen Fotos von ihnen in Blogs, auf Facebook und auf Twitter.

Kein Gemächt der Welt erfordere es, die Beine zu spreizen wie ein Exhibitionist, so der weibliche Tenor. Während Frauen als Begründung für dieses Verhalten auf Komplexe schließen, dürfte es für Männer schlicht und einfach die Bequemlichkeit sein.

Weil der durch manspreading erreichte Sitzkomfort aber alles anderes als rücksichtsvoll ist, sah sich in New York sogar die Metropolitan Transportation Authority (MTA), das staatliche Verkehrsunternehmen, gezwungen, dagegen vorzugehen. In der U-Bahn hängen seit Ende Dezember 2014 Poster und Schilder mit einer eindeutigen Aufforderung: „Dude… Stop the Spread, Please. It’s a space issue.“ („Hey Mann, setz dich nicht breitbeinig hin. Das ist ein Platzproblem.“)

Auch wenn auf dem dazugehörigen Bild ein breitbeinig sitzender Mann in der Signalfarbe Rot leuchtet, ist die Beschlagnahmung mehrerer Sitze kein rein männliches Verhalten. Schließlich kennen wir alle auch Frauen, die Einkaufstüten und Handtaschen mit Vorliebe auf dem Nachbarsitz abstellen. Mehr Höflichkeit in öffentlichen Verkehrsmitteln ist also weniger eine Frage des Geschlechts, als vielmehr eine Frage des Charakters. Wie pflegte der englische Philosoph und Staatsmann Sir Francis Bacon noch gleich zu sagen: „Wenn ein Mensch gütig und höflich ist, beweist er, dass er ein Weltbürger ist.“

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