Urlaubslektüre für Café, Flugzeug und Strand

Diese Reisebücher müssen ins Gepäck

publiziert am 29.06.2015 in Allgemeines, Rezensionen | kein Kommentar

Pünktlich zu Ferienbeginn möchten wir Ihnen sechs Reisebücher empfehlen, die allesamt einen Platz im Reisegepäck verdient haben. Zumindest bei all jenen, für die Lesen im Urlaub dazugehört. Und das ist bekanntermaßen bei ziemlich vielen Menschen der Fall.

Unsere Lesetipps sind eine Mischung aus Information und Unterhaltung. Humorvoll und kurzweilig, aber keineswegs belanglos oder gar niveaulos. Schließlich wollen die Gehirnzellen auch im wohlverdienten Urlaub mit Nahrung versorgt werden. Ganz egal ob Sie auf Balkonien oder im Café, in den Bergen oder am Strand ausspannen – die folgenden Reisebücher begleiten Sie erstklassig.

Alain de Botton
Airport: Eine Woche in Heathrow

Na, fliegen Sie in den Urlaub? Wenn ja, dann sollten Sie unbedingt das Buch von Alain de Botton mitnehmen. Nirgendwo liest es sich besser als am Flughafen, dem Ort, den es ausgiebig beleuchtet. Der britisch-schweizerische Schriftsteller verbrachte eine Woche ausschließlich am Flughafen Heathrow. Dort schlief er im Flughafenhotel, nutzte die Flughafentoiletten und speiste an den Imbissen des Flughafens. Während dieser Woche hatte er freien Zugang zu allen Bereichen des Airports.

Seine feinen Beobachtungen und zuweilen überraschenden Erlebnisse aus dem Kosmos Flughafen hat de Botton in „Airport: Eine Woche in Heathrow*“ niedergeschrieben. Er blickte hinter die Kulissen und sprach mit denen, die das Fliegen möglich machen und denen, die den Transportservice in Anspruch nehmen. Der Pool an Menschen, der den Flughafen wie einen emsigen Ameisenhaufen erscheinen lässt, ist ein spannendes Spiegelbild unserer Gesellschaft. Und so decken de Bottons Geschichten auch die gesamte Bandbreite von Konsum bis Leidenschaft, von Liebe bis Politik ab.

Das Buch, das in jedes Handgepäck passt, erzählt von der Philosophie des Alltags am größten Airport von London und Europa. Es erzählt von der Sehnsucht des Reisens und dem Glück der Ankunft. Es frischt Erinnerungen auf und lässt Fragen zurück, regt zum Nachdenken an und macht Lust auf Entdeckungen jenseits von „duty free“.

Tuvia Tenenbom
Allein unter Juden

Nachdem Tuvia Tenenboms, in Jerusalem aufgewachsen und mit 17 nach New York ausgewandert, 2012 seinen vielbeachteten und heftig diskutierten Reisebericht „Allein unter Deutschen*“ veröffentlichte, begab er sich 2013 auf Entdeckungsreise in sein Geburtsland.

Der Sohn eines Rabbiners kehrte zu seinen Wurzeln zurück, um sich ein eigenes Bild davon zu machen, wie sich die kulturelle und politische Identität Israels verändert hat. Dafür reiste er kreuz und quer durchs zerrüttete Land: Vom Gazastreifen bis zu den Golanhöhen, von Eilat bis zu den Stellungen der Hisbollah im Norden. Schnell erkannte Tuvia, dass man mit allen sprechen müsse, um dieses Land zu verstehen. Mit Atheisten und Ultraorthodoxen, mit Fundamentalisten jeglicher Couleur, mit Kibbuzniks und Siedlern, Rabbis und Imamen, mit Intellektuellen und Mystikern, Geheimagenten und Militärs, mit israelischen Prominenten und palästinensischen Politikern, mit Journalisten und NGO-Aktivisten.

Allein unter Juden*“ ist das Endprodukt einer nicht immer ganz konfliktfreien Heimreise. Ein ungetrübter Blick in das Seelenleben der israelischen Gesellschaft. Eins der besten Bücher über ein Land der Extreme. Erhellend und schockierend, sarkastisch und unterhaltsam, voller Polemik und doch Pflichtlektüre.

Nele-Marie Brüdgam
Kleines Lexikon der Reise-Irrtümer

Im Internet sind Reisen billiger als im Reisebüro. Frauen sollten in muslimischen Ländern nicht allein reisen. Der Jakobsweg ist von Deutschen übervölkert, und Hape Kerkeling ist schuld. Bei Problemen hilft die deutsche Botschaft. Kreuzfahrten sind Seereisen. Auf den Azoren ist immer Hochsommerwetter. In Spanien spricht man Spanisch. Eintrittskarten für die Mailänder Scala oder die New Yorker Met sind schwierig zu bekommen.

Reisemythen gibt es viele. Gerade hier in Deutschland, wo die Bürger wie wild durch die Welt reisen. Nele-Marie Brüdgam will in ihrem „Kleinen Lexikon der Reise-Irrtümer*“ mit Falschaussagen und Halbwissen aufräumen. Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit einem Augenzwinkern. Und deshalb hat sie sich auch die dümmsten, folgenreichsten, lustigsten, schlimmsten, skurrilsten und verbreitetsten Irrtümer rausgesucht.

Die ein bis drei Seiten umfassenden Aufklärungstexte eignen sich perfekt für den schnellen Lesegenuss. Mit dem erlesenen Wissen kann man am Buffet hervorragend klugscheißen und sich an den verdutzten Gesichtern der Mitreisenden erfreuen, die glaubten, als Reiseweltmeister doch schon alles über die Königsdisziplin des Wohlstands zu wissen.

Helge Timmerberg
Tiger fressen keine Yogis

Helge Timmerbergs Leben ist eine einzige Reise. Wer seit über 50 Jahren unterwegs ist, der hat viel zu berichten. Vor allem wenn es eben nicht nur an den Bodensee oder nach Mallorca geht. Vom seinem erlebnisreichen Leben als moderner Nomade erzählt Timmerberg in „Tiger fressen keine Yogis*„.

Das Buch enthält 27 Geschichten von Unterwegs. Sie erzählen von Reisen nach Berlin und Tokio, nach Andalusien und Indien sowie von Treffen mit Flamencotänzerinnen, Drogenbaronen und Waffenschiebern. Sie fangen den Geist verschiedener Kulturen und Menschen ein. Kaum mehr als eine Handvoll Seiten braucht der begnadete Reisejournalist für eine Story. Gerade genug, um sich zwischen zwei Cocktails am Pool in ein neues Reiseabenteuer zu stürzen.

Die Geschichten, nein die Erlebnisse, des Autors sind oft schräg, manchmal nachdenklich, aber niemals langweilig. Timmerberg ist kein Tourist, er ist ein Reisender. Lassen Sie sich von seinem saftigen Schreibstil mitnehmen. Mitnehmen auf Reise, wie sie leider nur die wenigsten von uns unternehmen.

Martina Hill
Was mach ich hier eigentlich?

Seit einigen Jahren ist Martina Hill, ihres Zeichens Berufskomikerin, ein bekanntes Fernsehgesicht. Bei „Switch reloaded“ (ProSieben) schlüpft sie in die Rolle prominenter Fernsehnasen, bei „Knallerfrauen“ (SAT.1) spielt sie einen Sketch nach dem anderen und in der „heute-show“ (ZDF) gibt sie die überdrehte Reporterin. Albernheit und Überdrehtet sind ihre wichtigsten Stilelemente.

Der Sketch-Comedy hat es Hill zu verdanken, dass sie sogar in China ein kleiner Star ist. Sie selbst wusste davon nichts und wunderte sich über die immer mehr werdenden Chinesen, die ein Foto mit ihr wollten. Doch dann wurde sie nach Peking eingeladen um eine Gastrolle in einer chinesischen Comedyserie zu übernehmen. Blöd nur, dass Martina Hill eine ausgeprägte Flug- und Höhenangst hat. Todesmutig und vollkommen ahnungslos macht sie sich dennoch auf den Weg ins Land des Lächelns.

In ihrem ersten Buch „Was mach ich hier eigentlich?*“ erzählt die Wahlkölnerin mal fein absurd mal brüllend komisch von ihrer Reise ans andere Ende der Welt. Sie schildert ausführlich aber unterhaltsam die Dreharbeiten vor Ort und natürlich ihre Entdeckungen in der chinesischen Hauptstadt. Anekdoten aus ihrer Kindheit und jede Menge farbiger Fotos machen Martina Hill nahbar. Der rote Faden des Buchs ist ihr ständiges Abschweifen und Verzetteln. Unterhaltsame Literatur für einen lauen Sommerabend.

Nils Straatmann
Wo die Kartoffeln auf Bäumen wachsen

Vom Hörsaal auf die „Stahlratte“. Nils Straatmann erfüllte sich einen Traum und entfloh seinem Studentenalltag. Auf den Spuren seines Großvaters segelte er vier Monate lang als Matrose in der Karibaik. An Bord eines über 100 Jahre alten Zweimasters schrubbte er das Deck, ölte die Maschinen und setzte natürlich Segel.

In „Wo die Kartoffeln auf Bäumen wachsen*“ erzählt Nils Straatmann die Geschichte des Schiffs und seines Opas. Er berichtet über die Crew und seine Arbeit, beschreibt die Landschaften und die politischen Verhältnisse vor Ort. Was das Buch aber so lesenswert macht, sind die Einblicke in seine Gedanken- und Gefühlswelt. Denn Straatmanns 113-tägiges Abenteuer ist vor allem eine Reise zu sich selbst. Und diese Reise beschreibt er mit Humor und Tiefgang, sowohl informativ als auch unterhaltsam. Sein Schreibstil ist kurzweilig und packend, locker und leicht.

Wann ist ein Reisebericht gelungen? Wenn er beim Leser das Fernweh weckt. Nils Straatmanns Lektüre schafft genau das.

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