Urlaubsgrüße

Plädoyer für die Postkarte

publiziert am 23.10.2012 in Allgemeines | kein Kommentar

Die Urlaubssaison ist vorbei, an der Pinnwand hängen nicht nur einige Urlaubsfotos, sondern auch ein paar Postkarten mit lieben Urlaubsgrüßen. Doch die gute alte Postkarte hat einen schweren Stand. Wenngleich eine aktuelle Studie der BITKOM ihr immerhin noch 53 Prozent Zuspruch unter den Urlaubern bescheinigt, laufen ihr moderne Kommunikationsmittel wie Laptop, Smartphone und Tablet zunehmend den Rang ab. Im vergangenen Jahr verließen sich jedenfalls noch 66 Prozent auf den Gruß per Post.

Während es früher wie selbstverständlich dazugehörte, am Strand oder im Straßencafé Postkarten mit Grüßen an die Liebsten daheim zu verfassen, machen sich heute immer weniger Menschen die Mühe. Dabei war der Postkartenkauf im Kiosk oder Souvenirlädchen lange Zeit genauso Tradition, wie die damit oft einhergegangenen Verständigungsprobleme. Doch mit Händen und Füßen gelang es schließlich selbst in den entlegensten Landstrichen nicht nur die Karten, sondern auch die dazugehörigen Briefmarken zu erwerben. Eine Leistung, auf die man zu Recht stolz war und von der nicht wenige noch heute unterhaltsame Geschichten erzählen.

Heute ist der Urlaubsgruße eine Sache von Sekunden. Schließlich reist kaum noch jemand ohne elektronischen Begleiter, der fast überall in Windeseile eine Internetverbindung aufbaut. Mit den mobilen Endgeräten sind Grüße schnell getippt und noch schneller kopiert. In Sekunden sind die Nachrichten nicht nur verschickt, sondern auch empfangen. Immerhin sorgt manchmal noch das angehängte Urlaubsfoto für eine persönliche Note.

Urlaubsgrüße werden heute vorzugsweise per E-Mail, MMS, SMS oder schlicht per Telefongespräch übermittelt. Je jünger der Urlauber, desto häufiger werden für diesen Zweck auch soziale Netzwerke genutzt. Bei Facebook und Co. genügt ein Eintrag für alle, Kosten fallen auch dank stetig sinkender Mobilfunkgebühren quasi keine an.

Wenn einem dann doch noch eine Postkarte im Briefkasten überrascht, wurde sie häufig über eine App in Auftrag gegeben. Die Folgen sind ein gestelltes Hochglanzfoto von der Stange, ein handschriftimitierender Computertext und bestenfalls eine deutsche Standardbriefmarke mit hiesigem Poststempel. Vorbei die Zeiten, als lange Ausschau nach den originellsten Motiven gehalten wurde, um im Anschluss handschriftlich über Wetter, Essen und Ausflüge zu berichten. Vorbei auch die Zeiten, als der Grußkartenempfänger mit Interesse die fremdländische Marke betrachtet und anhand des Poststempels versuchte die Postlaufzeit zu errechnen.

Wer heute noch eine klassische Postkarte erhält, der darf sich geschmeichelt fühlen. Ist das früher oft schon allein zwecks Angeberei verschickte Kartonkärtchen doch mittlerweile aufgrund seiner Seltenheit ein Zeichen großer Wertschätzung. Immerhin ist eine Postkarte nicht nur um ein vielfaches persönlicher, sondern auch mit vergleichsweise viel Arbeit verbunden. Es ist deshalb nur gerecht, dass Postkarten einen Ehrenplatz erhalten, während oft lieblos standardisierte Kurzmitteilungen in den Weiten des Posteingangs versinken. Oder haben Sie schon mal eine Urlaubsmail am Kühlschrank hängen sehen?

Die Kommentare sind geschlossen.