Nachnutzung eines Flughafens

Was wird aus Tempelhof?

publiziert am 12.07.2012 in Berlin, Mobilität | kein Kommentar

Während der nicht fertig werden wollende Flughafen Berlin Brandenburg fast täglich für neue Schlagzeilen sorgt, genießt der ehemalige Flughafen Berlin-Tempelhof seinen Ruhestand. Der 1923 eröffnete Flughafen war einer der ersten Verkehrsflughäfen in Deutschland. Der von den Nationalsozialisten im gewohnt überheblichen Monumentalstil ausgebaute Flughafen stand in den 1930er-Jahren mit seinem Verkehrsaufkommen noch vor Amsterdam, London und Paris an der Spitze des europäischen Flugverkehrs. Der Flugplatz beherbergte das einzige offizielle Konzentrationslager der SS in Berlin und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zum Lebensretter für die Berliner. Nachdem die sowjetische Besatzung 1948/49 sämtliche Verkehrswege nach Westberlin sperrte, versorgten die Westalliierten die Bewohner der Stadt mittels Flugzeugen und landeten meist auf dem Flughafen in Tempelhof. In Hinsicht auf die Eröffnung des neuen Großflughafens in Berlin-Schönefeld wurde der Flughafen Berlin-Tempelhof am 30. Oktober 2008 für immer geschlossen.

Für die Stadtplaner ergab sich mit der Schließung des Tempelhofer Flughafens eine riesige Spielweise. Ein klares Konzept ist trotz der lange absehbaren Schließung noch heute nicht zu erkennen. Vielmehr wurde das etwa 500 Fußballfelder große Areal bisher sich selbst überlassen. Nachdem das Gelände zunächst gesperrt wurde, wird es seit dem 8. Mai 2010 jeden Morgen für Besucher geöffnet. Die Berliner und ihre Gäste nehmen ihr neugewonnenes Naherholungsgebiet gut an. Auf den Wiesen wird gegrillt und gesonnt, die Rollfelder dienen Inlineskatern, Kiteboardern und Radfahrern. Wo einst Flugzeuge flogen erobern Drachen die Lüfte. Anwohner haben Gemüse und Obst angepflanzt. An sonnigen Wochenenden tummeln sich mehr als 50.000 Menschen im nun größten Park Berlins. Selbst über die nächtliche Schließung des Geländes regt sich niemand mehr auf. Berlin genießt die Freiheit und Weite auf dem unberührten Gebiet.

Der Tempelhofer Park soll in jedem Fall erhalten bleiben, dass sieht auch der Flächennutzungsplan für das ehemalige Flughafengelände vor. Doch die Frage ist, wie dieser Park in Zukunft aussehen wird. Bis vor wenigen Tagen sollte hier für die Internationale Gartenausstellung 2017 eine kultivierte Grünlandschaft entstehen. Das Dilemma um den neuen Hauptstadtflughafen und die Gegenwehr vieler Bürger ließen den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit allerdings umplanen. Noch eine kostenintensive Großbaustelle hätte Berlin wohl kaum verkraftet.

Doch niemand bildet sich ein, dass mit dem vorzeitigen Ende der IGA auch alle Verwertungsinteressen Geschichte seien. Im Gegenteil. Die Gartenausstellung hätte das Areal noch lange nach 2017 jeder anderen Nutzung entzogen. Nun wird der Kampf um die künftige Gestaltung erst richtig losgehen.

Unter dem Projektnamen „Tempelhofer Freiheit“ wird an der Folgenutzung des einstigen Flughafens gearbeitet. Neben dem Tempelhofer Park als unbebautes Zentrum des Feldes sieht der aktuelle Planungsstand eine Randbebauung mit thematischen Stadtquartieren vor. Das denkmalgeschützte Flughafengebäude soll ein gefragter Veranstaltungsort werden. Schon heute werden hier vor allem Messen abgehalten. Alle Nutzungen sollen ihren Mehrwert aus dem Zusammenspiel mit der urbanen Parklandschaft beziehen.

Was auch immer aus dem ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof wird, es wird dauern. Einstige Flughäfen einer neuen Bestimmung zuzuführen ist langwierige Arbeit. Experten schätzen, dass 20 Jahre realistisch sind. Die Bewegungsfreiheit, die bei Freigabe des Feldes 2010 gefordert wurde hat bisher nicht geschadet. So wie der Fläche Zeit gegeben wurde sich zu entwickeln, sollte sich auch die Politik Zeit nehmen mit Verstand zu planen. Mit Wiederständen hat sie immer zu kämpfen. Während die einen in Anbetracht der steigenden Immobilienpreise großzügiges Bauland fordern, kämpfen andere bereits für den Stopp sämtlicher Bebauungspläne.

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