Ein Brauch geht um die Welt

Woher kommen eigentlich die Liebesschlösser?

publiziert am 23.02.2015 in Allgemeines | kein Kommentar

Egal ob Groß- oder Kleinstadt, egal ob in Amerika oder Asien – Liebesschlösser haben sich in den letzten Jahren weltweit zu einem romantischen Liebessymbol von Paaren entwickelt, das Anbringen zu einem modernen Brauch. Mit dem Befestigen von Vorhängeschlössern an Geländern und Zäunen, vorwiegend von Brücken, wollen Verliebte ihre unvergängliche Liebe zueinander beschwören. Um den Wunsch ewiger Partnerschaft zu bekräftigen, wird der Schlüssel des Schlosses oft in den unter der Brücke fließenden Fluss geworfen.

Die Aufgabe eines Vorhängeschlosses ist es nicht, zwei Objekte miteinander zu verbinden. Dazu wäre etwas anderes nötig, eine Kette oder ein Riegel beispielsweise. Stattdessen ist die primäre Bedeutung des Vorhängeschlosses das Fixieren, genauer gesagt das Ausschließen. Denn bevor Liebende das Vorhängeschloss für sich entdeckten, fristete es ein tristes Dasein in Kellern und Schuppen. Man hat damit das Fahrrad abgeschlossen und hölzerne Verschläge gesichert. Nun hoffen Paare sich mit dem Schloss nicht vor Langfingern, sondern vor sich selbst schützen zu können: Vor der beim Anbringen des Liebesschlosses noch unvorstellbaren Trennung.

Von Italien um die Welt

Woher der Brauch der Liebesschlösser kommt, lässt sich nicht sicher nachvollziehen. Wahrscheinlich haben wir ihn aber Absolventen der Sanitätsakademie San Giorgio in Florenz zu verdanken. Nach ihrer Ausbildungszeit befestigten sie die Vorhängeschlösser ihrer Spinde an einem Gitter des Ponte Vecchio. Verliebte Römer übernahmen dieses Ritual und brachte ihre Schlösser als Zeichen der Liebe an der Milvischen Brücke an.

Bekannt gemacht hat den Brauch der Schriftsteller Federico Moccia in seinem Bestsellerroman „Drei Meter über dem Himmel“ von 2005 bzw. in der Fortsetzung „Ich steh auf dich“ aus dem Jahre 2007. Zur Verbreitung haben aber wahrscheinlich mehr die Verfilmungen als die Bücher beigetragen.

Zunächst haben sich die Liebesschlösser in Europa ausgebreitet. Mit 40.000 Stück ist die Hohenzollernbrücke in Köln der Ort, an dem in Deutschland die meisten Liebesschlösser hängen. Nirgendwo besser passen sie hin als an der Brücke der Liebe in Helsinki. In der Stadt der Liebe, in Paris, wird die Masse der Schlösser mittlerweile zum ernsthaft diskutierten Problem. Die französische Hauptstadt hat sogar eigens eine Kampagne gestartet, um Selfies statt der Schlösser als neue Liebesbeweise zu etablieren. Tatsächlich ist im Juni 2014 ein Teil des Brückengeländers der Pont des Arts unter der Last der Schlösser zusammengebrochen.

Dass die Liebesschlösser längst auch schon an der Brooklyn Bridge in New York hängen überrascht weniger, als die Tatsache, dass auch die Chinesischen Mauer ihre eignen hat. Befestigt an den Stahlseilen, die als Handläufe dienen sollen. Wo es keinen geeigneten Brücken gibt, werden sie eben an Straßenlaternen oder Zäunen befestigt.

40.000 Liebesschlösser an der Hohenzollernbrücke in Köln

Köln bewirbt die Hohenzollernbrücke mittlerweile als „Wallfahrtort für Verliebte“. Die 40.000 Schlösser, die hier seit dem Spätsommer 2008 angebracht wurden, haben die ansonsten schmucklose Brücke zu einer neuen Attraktion der Stadt gemacht. Die Höhner haben den Liebesschlössern mit „Schenk mir Dein Herz“ sogar ein Lied gewidmet. Selbst die Deutsche Bahn, die für die Eisenbahnbrücke verantwortlich ist, hat keine Bedenken. Das hörte sich zu Beginn noch ganz anders an. Da verglich die Bahn die Schlösser mit Graffitis und wollte sie entfernen.

In anderen Metropolen freilich sieht das ganz anders aus. Berlin droht Paaren mit einem Verwarngeld von 35 Euro und entfernt die dennoch angebrachten Schlösser regelmäßig. Deutlich gepfefferter ist die Strafe, wenn man ein Liebesschloss an der Rialtobrücke in Venedig anbringt. Satte 3.000 Euro Bußgeld werden dann fällig.

In München lässt man die Schlösser zwar hängen, die, die rosten jedoch, werden zum Schutz der Bauwerke mit dem Bolzenschneider abgezwickt. Immerhin drei Monate werden sie noch aufbewahrt, falls sich Verliebte über den Verbleib ihres Liebesbeweises wundern. Damit nicht nur die Liebe, sondern eben auch das Liebesschloss keinen Rost ansetzt, sollten Paare etwas tiefer in die Tasche greifen und wenigstens ein Vorhängeschloss aus Edelstahl kaufen.

Das Geschäft mit den Liebesschlössern

Das Liebesritual ist gerade in den Metropolen längst zum Geschäft geworden. Fliegende Händler bieten in der Nähe der beliebtesten Anbringungsobjekte Schlösser in allen nur erdenklichen Farben und Formen an.

Wurden die Initialen oder Vornamen früher noch mit einem Stift draufgeschrieben, wird sich heute modernster Technik bedient um auch die Buchstaben nicht verblassen zu lassen. Baumärkte, Fachgeschäfte und Schlüsselmacher haben damit ein ganz neues Geschäftsfeld erschlossen. Schlösser mit Gravur gibt es bereits ab 10 Euro, auch in diversen Onlineshops. Selbst der Aufdruck von Fotos ist heute kein Problem mehr. Häufiger als ein Foto der Verliebten ist aber das Datum, an dem man sich kennengerlernt, verlobt oder verheiratet hat.

Der Schlosshersteller Abus hat sogar eine eigene Liebeskollektion auf den Markt gebracht. Auf den roten Schlössern befinden sich die verschiedensten Liebesmotive, vor allem natürlich Herzen. Ob der Brauch tatsächlich dabei Hilft eine Liebe auch über schwere Momente zu retten, ist fraglich. Die Wirtschaft jedenfalls erfreut er.

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