Buchrezension

Good Morning, New York!

publiziert am 03.06.2014 in New York, Rezensionen | kein Kommentar

Bücher über New York gibt es viele. Vielleicht über keine andere Stadt mehr. Viele derer, die auch nur im weitesten Sinne etwas mit Schreiben zu tun haben, fühlen sich genötigt, ihre Zeit im Big Apple, und sei sie noch so kurz gewesen, zwischen zwei Buchdeckeln für die gesamte Menschheit auf Ewigkeit zu konservieren. Eine fantastische Idee, sofern es dem Autor gelingt seine Leser mit Neuigkeiten zu erhellen, statt mit schon Gelesenem zu langweilen. Ulrike von Bülow ist dies mit ihrem Buch „Good Morning, New York!*“ nur bedingt gelungen.

Die deutsche Journalistin arbeitete lange für den „Stern“, bevor es sie auf die andere Seite des Atlantiks verschlug. Ihr Ziel war New York, die Stadt der Städte. Nachdem sie mit der Beschreibung ihres neuen Wohnortes zu Beginn ihres literarischen Werks echten Neid erzeugt hat, beginnt sie gleich damit alte Klischees aus „Sex and the City“ aufzuwärmen.

In meist kurzweiligen Kapiteln erzählt von Bülow mal mehr, mal weniger unterhaltsame Geschichten von geheimen Kellerkneipen, dem altehrwürdigen Madison Square Garden, allgegenwärtigen Nagelstudios und oft besuchten Sportstadien. Sie outet sich als biertrinkenden Sportfan, der in New York erst beginnt die Regeln von Baseball und Football zu begreifen und dann lernt diese Sportarten zu lieben, die den Europäern so kurios erscheinen, nicht nur weil sie die Regeln nicht begreifen.

Alle Geschichten sind flüssig geschrieben, aber eben nichts, was man nicht irgendwo schon hätte gelesen. Vielmehr sind es die Begegnungen, die die Lektüre dennoch lesenswert machen. Denn vieles was sie erlebt hat, hat sie gemeinsam mit Bekannten und Freunden erlebt. Menschen, die Ulrike von Bülow ihren Lesern intensiv vorstellt, an deren Geschichten sie die Leser teilhaben lässt. Einige davon, zum Beispiel Naomi, die deutschsprechende Vietnamesin aus Wien, begleiten den Leser durchs gesamte Buch. Jeff, der ihren Erzählungen nach Hank Schrader aus „Breaking Bad“ sein muss, möchte man nach dem Buch liebend gerne bei einem Bier kennenlernen.

Man mag kaum glauben, dass von Bülow all das Geschilderte in nur einem Jahr erlebt hat. Doch New York ist eben erlebnisreich und rasant. Viele ihrer Erlebnisse hat sie aber auch ihrem Beruf zu verdanken. Wer hätte sonst die Möglichkeit regelmäßig Prominente zu treffen?

Wer auf der Suche nach Tipps für den nächsten New-York-Trip ist, wird enttäuscht sein. „Good Morning, New York!“ ist eben kein Reiseführer, sondern der Erfahrungs- und Erlebnisbericht von einem Jahr Big Apple. Hier und da blinzeln ein paar wissenswerte Fakten zur Metropole hervor. Doch die Gesellschaftsbeobachtung steht im Mittelpunkt. Und so lernt der Leser viel darüber, wie die New Yorker leben und wie sie ticken, welche Vorzüge und welche Nachteile sie haben. Die Autorin zeichnet ein Bild der Amerikaner, das ganz gut zu passen scheint. Und sie macht darauf aufmerksam, was New Yorker vom Rest der US-Bevölkerung unterscheidet.

Obwohl man durch die vielen persönlichen Geschichten schnell eine Beziehung zur Autorin aufbaut, gelingt es ihr erst mit den letzten beiden Kapiteln den Wunsch des Weiterlesens zu wecken. Dann nämlich, wenn es rührend, ja sogar etwas traurig wird. Anhand von Hurrikan „Sandy“ beweist von Bülow, dass Amerikaner nicht nur oberflächlich, sondern auch wahnsinnig hilfsbereit sein können. Und dann, urplötzlich, wird Ulrike von Bülow schwanger. Man versteht die Widmung auf den ersten Seiten ihres Buches und will weiterlesen, doch das Buch ist zu Ende. Ratlos bleibt der Leser zurück.

Good Morning, New York! – Ein Jahr im Big Apple*
von Ulrike von Bülow

Ullstein Taschenbuch, Berlin
ISBN: 978-3-548-37488-8
ca. 260 Seiten, 9,99 EUR (versandkostenfrei bestellen*)

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