Allein ins Restaurant

Dinner for one in Amsterdam

publiziert am 10.09.2014 in Amsterdam, Gastronomie & Hotellerie | kein Kommentar

Allein ins Restaurant? Zugegeben, dass ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Und doch hat es gewisse Vorzüge. Man kann sich voll auf den kulinarischen Genuss konzentrieren, der in Begleitung oft nur eine Nebenrolle spielt. Während man auf seine Bestellung wartet lassen sich Sozialstudien über das schweigende Ehepaar, den älteren Geschäftsmann und seine deutlich jüngere Begleitung (Affäre oder Tochter?) und den feucht-fröhlich feiernden Kollegenkreis anstellen. Wer seine Ruhe haben möchte, der liest in einem Buch, wem es eher nach Konversation ist, der setzt sich an einen der langen Tische, deren Ziel es ist Fremde miteinander ins Gespräch zu bringen.

Wer auf Reisen ist, dem bleibt möglicherweise nichts anderes übrig als allein ins Restaurant zu gehen. Andere tuen dies aus Überzeugung. Vielleicht nicht immer, aber zumindest dann, wenn sie sich nicht schon wieder stundenlang die Probleme oder Ratschläge von weinseligen Freunden anhören wollen. Es kann ungemein entspannend sein, mal kein Gespräch am Laufen halten zu müssen, sondern sich einfach auf mal kulinarisch verwöhnen zu lassen. Beschäftigt nur mit sich selbst.

Und doch ist man hin und wieder mitleidigen Blicken ausgesetzt, wenn man allein am Tisch sitzt und nicht gerade den Eindruck erweckt auf jemanden zu warten. Nicht jedoch im Eenmaal in Amsterdam. Dieses Restaurant richtet sich ausschließlich an Solobesucher. Und weil es nur Einzeltische hat lässt es seinen Besuchern auch nicht die Möglichkeit mit anderen zu kommunizieren, zumindest nicht an einem Tisch. Wer hierhingeht, der will dies aber auch nicht.

Weltweit erstes Restaurant für Sologäste

Eigentlich sollte es nur ein kurzweiliges Experiment der niederländischen Designerin Marina van Goor sein, die ihre Gäste bewusst mit der Einsamkeit konfrontieren wollte. Doch an den zwei Abenden, an denen das Pop-Up-Restaurant im Sommer 2013 öffnete, waren die zehn Tische stets ausgebucht. Van Goor war sich sicher, dass nicht nur die Neugier auf das Sozialexperiment die Leute in ihr temporäres Lokal trieb, sondern auch dass sie mit diesem Konzept einen Nerv getroffen hat. Die Besucher waren schließlich begeistert.

Aus dem einmaligen Experiment wurde eine feste Institution. Im ersten und bisher einzigen Restaurant für Sologäste werden mehrgängige Menüs in bester Qualität serviert. Die minimalistische Einrichtung gehört zum Konzept. Die Tische stehen in respektvollem Abstand zueinander. Fast ein bisschen verloren stehen sie im Raum. Auf WLAN wurde bewusst verzichtet.

Das Lokal, in dem man ganz für sich sein kann ohne sich dafür schämen zu müssen, ist ein voller Erfolg. Deshalb sollen bald schon erste Ableger ihre Türen öffnen, zum Beispiel in Berlin, London und New York.

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