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Laurenziberg (Petřín)

Der Laurenziberg, oder Petřín wie die Tschechen sagen, ist der zwischen der Kleinseite und Strahov gelegene Hausberg der Prager. Der 327 Meter hohe Hügel ist fast vollständig bewaldet und weitgehend unverbaut. Er dient den Bewohnern der Hauptstadt als Naherholungsgebiet und wird vor allem an Wochenenden für ausgedehnte Spaziergänge genutzt. Hierher fliehen die Prager vor der Hitze oder dem gar nicht so seltenen Smog.

Vom dichten Wald zum beliebten Naherholungsgebiet

Erstmals schriftlich erwähnt wurde der Laurenziberg im Jahr 1108, als hier die letzten Vršovci hingerichtet wurden. Zur damaligen Zeit war der Hügelrücken noch dicht bewaldet. Seinen Namen bekam er erst im 17. Jahrhundert. Petřín ist wahrscheinlich eine Ableitung vom lateinischen Wort für Felsen. Der deutsche Namen stammt von der St.-Laurenzius-Kirche, die hier im zehnten Jahrhundert gebaut wurde. Bereits im Mittelalter wurde der Wald zugunsten von Weinbergen und anderen bewirtschafteten Flächen zurückgedrängt.

Ein Ausflug auf den Hügel lohnt sich, denn hier finden sich einige sehenswerte Attraktionen. Weithin sichtbar ist der Aussichtsturm Petřín, der eine leicht veränderte Replik des Eiffelturms in Paris ist. Die fünfmal kleinere Kopie wurde nur zwei Jahre nach dem Original eröffnet, auch anlässlich einer wichtigen Ausstellung. Gleich daneben befindet sich das ebenfalls zur Landesjubiläumsausstellung 1891 errichtete Spiegelkabinett. Es ist in einer hölzernen Ritterburg untergebracht.

Ebenfalls im direkten Umfeld des Stahlfachwerkturms steht die bereits erwähnte St.-Laurenzius-Kirche. Im 18. Jahrhundert wurde sie im Barockstil umgestaltet. Leider sind die Türen der Kirche meist verschlossen. Im 14. Jahrhundert ließ Karl IV. auf dem Laurenziberg die Hungermauer bauen. Die Stadtbefestigung wird so genannt, weil der Kaiser seiner hungernden Bevölkerung durch ihren Bau angeblich Arbeit in Zeit der Missernte verschaffen wollte. Um Kaiser Karl IV. nicht unnötig zu glorifizieren soll an dieser Stelle keinesfalls verschwiegen werden, dass die Mittel für den Bau der Mauer aus der Enteignung der Juden stammten. Große Teile der Hungermauer sind bis heute erhalten.

Stadion für eine Viertelmillion Zuschauer

Ein 20-minütiger Spaziergang führt vom Aussichtsturm zum nordwestlich gelegenen Kloster Strahov, dessen umwerfende Bibliothekssäle einem die Sprache verschlagen. Eine Millionen Bände soll die Klosterbibliothek umfassen. Ebenfalls auf dem Petřín liegt das Strahov-Stadion, das mit seinem Fassungsvermögen von einer Viertelmillion Zuschauern früher das größte Stadion der Welt war. Inzwischen ist es baufällig und deshalb ungenutzt. Über seinen Abriss wird seit Jahren diskutiert.

Das Štefánik-Observatorium wurde 1928 am Hügel gegründet und ist nach dem slowakischen Astronomen Milan Rastislav Štefánik benannt. Die Sternwarte hat die Aufgabe die Astronomie einem möglichst breiten Publikum zugänglich zu machen. Von wo aus ginge das schließlich besser als von der höchsten Erhebung der Stadt?!

Schauplatz der Weltliteratur

Der Laurenziberg findet sowohl in Franz Kafkas Kurzgeschichte "Beschreibung eines Kampfes*", als auch in Milan Kunderas Roman "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins*" Erwähnung. In Kafkas berühmtem Roman "Der Prozess*" dient der Petřín als Schauplatz für die Schlussszene. Die Exekution des Protagonisten Josef K. spielt in einem Steinbruch, den es am Laurenziberg tatsächlich einmal gab.

Der einfachste Weg auf den Berg ist mit der 1891 eröffneten Standseilbahn, die von der Straßenbahnhaltestelle Újezd aus in vier Minuten bis auf die Spitze fährt. Die berühmte Seilbahn musste mehrfach ihren Betrieb einstellen, weil zahlreiche Quellen, die am Laurenziberg entspringen, immer wieder zu Erdrutschen geführt haben. Mittlerweile wird das Wasser aus den Quellen durch 17 Stollen direkt in die Moldau abgeleitet.

Malerische Gärten und Parks

Am und auf dem Laurenziberg befinden sich einige Gärten und Parks. Der Nebozízek-Garten erstreckt sich vom Fuße des Hügels bis hinauf zur oberen Station der Seilbahn. Der Name des acht Hektar großen Gartens ist von einem Weingarten abgeleitet, der schon im 15. Jahrhundert Nebozízek hieß. Nachdem die Stadt die Fläche kaufte, wurde der Garten bereits 1842 für die Öffentlichkeit geöffnet. Zur Prager Jubiläumsausstellung wurde er vom Gartenarchitekten František Thomayer zum weitläufigen Park umgestaltet. Das Restaurant Nebozízek ist ein beliebtes Ausflugslokal, von dessen Terrasse man nicht nur Kuchen, sondern auch den Ausblick auf Prag genießen kann.

Im Nebozízek-Garten stehen diverse Denkmäler für verdiente Persönlichkeiten. Das bekannteste ist zweifelsfrei die Statue von Karel Hynek Mácha, die von Josef Václav Myslbek entworfen und von Antonín Balšánek 1911 realisiert wurde. Am 1. Mai pilgern unzählige Verliebte Hand in Hand zum Denkmal des Dichters, der mit seinem Gedicht "Mai" eine Hymne auf die Liebe schuf. Die Liebe der Paare, die sich vor der Statue Máchas küssen, soll niemals erlöschen.

Im Sommer werden die Besucher des Laurenzibergs vom lieblichen Duft des Rosengartens betört. Das Rosarium, wie der Garten auch genannt wird, entstand von 1932 bis 1934. Der Seminar-Garten gehörte einst zu einem Kloster. Nachdem die Stadt das Gelände kaufte, ließ sie die Mauer niederreisen und öffnete ihn am 1. Mai 1930 für die Öffentlichkeit. Hier wachsen etwa 2.100 Obstbäume. Auch rund um den Aussichtsturm Petřín gibt es einen 2,5 Hektar großen Park, den der Burgvogt Graf Karel Chotek 1836 nach dem Entwurf von Jiří Braula herrichten ließ. In den 1930er-Jahren wurde er mit dem Seminar-Garten verbunden.

Weitere Informationen

Verkehrsanbindung

Seilbahn
ab/bis Straßenbahnhaltestelle Újezd
Straßenbahnhaltestelle
Újezd

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