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Elbphilharmonie

Majestätisch thront die fulminant geschwungene Elbphilharmonie im Hamburger Hafen. Ihr Bau war von Anfang an ein verwegener Plan, der Bauherrn und Erbauer überforderte und eine große Herausforderung für alle Beteiligten war. Jahrelang mussten sich die Hamburger Hohn und Spott für ihr Prestigeprojekt in der HafenCity anhören, das zehnmal teurer wurde als geplant und sechs Jahre später eröffnete. Doch die erregende Diva, die Hamburg zur Musikstadt machen soll, hat es geschafft sich trotz aller Querelen einen Platz in den Herzen der Hanseaten zu erobern. Und so hat die Hansestadt mit der Elbphilharmonie nicht nur eins der spektakulärsten Konzerthäuser der Welt bekommen, sondern auch ein neues schillerndes Wahrzeichen.

Ein Wahrzeichen, dessen Existent nicht zuletzt Alexander Gérard zu verdanken ist. Der Architekt und Immobilienprojektentwickler wollte es nicht hinnehmen, dass der Kaispeicher A, in dem einst Kaffee, Tabak und Tee lagerte, für ein neues seelenloses Bürogebäude weichen sollte, das der angeschlagene Immobilienmarkt ohnehin nicht benötigte. Mit seiner Idee, einen tageslichtunabhängigen Konzertsaal in den fensterarmen Kaispeicher zu bauen, ging Gérard zu den Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron, die bereits die Allianz Arena in München und das Nationalstadion in Peking realisierten. Vor allem aber haben sie mit der Tate Gallery of Modern Art in London bewiesen, dass sie alte Bauwerke wie ein Turbinenkraftwerk so umgestalten können, dass die historische Industriearchitektur erhalten bleibt und dennoch etwas großartiges Neues entsteht.

Gläserne Welle auf historischem Backsteinsockel

Ihre Idee: Einen Konzertsaal auf statt in den Kaispeicher A bauen. Schnell war die gläserne Welle auf dem Backsteinsockel gezeichnet. Ein fantastischer Entwurf, der den Hamburger Senat dazu bewegte, dass ursprünglich geplante Bürogebäude, für das der Abbruch des Kaispeichers bereits genehmigt wurde, obwohl man das Gebäude für denkmalwürdig hielt, zu verwerfen und dafür die Elbphilharmonie zu bauen. Weltarchitektur, die Hamburg auf einen Schlag international bekannt machen sollte. Was dann auch früher gelang, als allen lieb war.

Für den Bau der Elbphilharmonie wurde der Kaispeicher vollständig entkernt. Um das Gesamtgewicht des 200.000 Tonnen schweren Konzerthauses tragen zu können, wurden 650 zusätzliche Stützpfähle im Elbschlick versenkt. Danach wurden, ummantelt von 26 Stockwerken, die zwei Konzertsäle aufgebaut. An der Westseite des Aufbaus befinden sich 45 Eigentumswohnungen, am Ostende ein Luxushotel mit 244 Zimmern. Hinzu kommen Gastronomieflächen. Ursprünglich war ernsthaft behauptet worden, dass sich die Finanzierung der Elbphilharmonie durch diese konzerthausfremden Bestandteile selbst tragen würde.

Dass das Konzerthaus letztlich unglaubliche 789 Millionen Euro gekostet hat, liegt auch am Anspruch Hamburgs. Man wollte nicht nur ein weit über die Landesgrenzen hinaus bekanntes Wahrzeichen schaffen, sondern auch ein Klangwunder. Nicht weniger als eins der besten Konzerthäuser der Welt, mindestens in den Top Ten, besser noch unter den besten fünf. Um das zu erreichen, holte man den japanischen Akustiker Yasuhisa Toyota ins Boot.

Großer Saal als Herzstück der Elbphilharmonie

Das Herzstück der Elbphilharmonie, der Große Saal, ist mit einer "weißen Haut" ausgekleidet, die als Klangreflektor dient und maßgeblich für die hervorragende Akustik verantwortlich ist. Diese sogenannte Haut besteht aus 10.000 individuell gefrästen Gipsplatten, die zusammengesetzt ein 2.000 Quadratmeter großes Mosaik ergeben. Das Relief der sehr schweren Platten spiegelt im Kleinen die Wellenform des Daches wieder, die sich überall in der Elbphilharmonie wiederfindet, zum Beispiel auch in den Sesseln. Das Dach besteht auf 6.000 Paillette unterschiedlichen Durchmessers, die aus weiß beschichtetem Aluminium hergestellt wurden.

Damit der mitten in den Seehafen einer pulsierenden Metropole gebaute Konzertsaal nicht von akustischen Außeneinflüssen wie den Schiffshörnern beeinträchtigt wird, schwebt er im Gebäude. Der Große Saal besitzt eine äußere und eine innere Hülle. Die Innenschale lagert komplett auf 262 flexiblen Stahlfedern und ist dadurch von seiner Umgebung akustisch entkoppelt. Zugleich bewirkt diese Bauweise, dass der Saal schallisoliert ist und die Bewohner der Appartements und Hotelzimmer nicht gestört werden.

Aufgebaut ist der 25 Meter hohe Konzertsaal wie eine Arena im Weinbergstil. Der Dirigent und das Orchester sind ähnlich einem Stadion von den Zuschauerrängen umgeben, die sich über mehrere Balkone erstrecken. Von jedem der 2.100 Plätze hat man einen optimalen Blick auf die Musiker. Und nirgendwo wird der Hörgenuss beeinträchtigt. Neben dem Großen Saal gibt es noch einen Kleinen Saal, der 550 Personen fasst. Die Kaistudios im Kaispeicher dienen für experimentelle Musik, Vorträge, Workshops und Proben. Im Kaistudio 1 finden 150 Menschen Platz.

Konzerthaus für alle

Ein Highlight im Highlight ist die Orgel der Elbphilharmonie. Ganz im Sinne eines Konzerthauses für alle, schwebt sie nicht irgendwo hoch über den Köpfen, sondern ist in die Sitzreihen über drei Etagen des Saals hineingebaut. Dank einer speziellen Schutzbeschichtung ist es den Gästen ausdrücklich erlaubt, die Orgelpfeifen anzufassen und zu erfühlen. Die Orgel verfügt über 69 Register die von vier Manualen sowie dem Pedal gespielt werden. Insgesamt besteht sie aus fast 5.000 Pfeifen. Knapp 400 davon sind aus teilweise über 180 Jahre altem Holz. Gespielt werden kann die Orgel nicht nur vom Spieltisch direkt vor dem Instrument, sondern auch von einem mobilen Spieltisch auf der Bühne aus.

Damit nicht nur wenige in den Genuss der erlebnisreichen Konzerte in der Elbphilharmonie kommen können, werden jeweils einige hundert Tickets bereits zu günstigen Einstiegspreisen ab zehn bis zwanzig Euro verkauft. Dass das Konzerthaus für alle da ist, unterstreicht auch ihre Plaza an der Nahtstelle zwischen altem Kaispeicher und neuer Philharmonie. Sie ist ein öffentlicher Ort, der wie alle Bereiche der Elbphilharmonie, über die 82 Meter lange Rolltreppe erreichbar ist. Die Fahrt mit der längsten gebogenen Fahrtreppe der Welt, die auch als Tube bezeichnet wird, dauert mehr als zwei Minuten und endet am Panoramafenster, das einen ganz neuen Blick auf Elbe, Hafen und Stadt ermöglicht.

Über eine deutlich kürzere Rolltreppe geht es hinauf zur Plaza, die von Bürgermeister Olaf Scholz, der aus dem Millionengrab doch noch ein Wahrzeichen machte, als größter Balkon Hamburgs bezeichnet wird. Auf der zentralen Plattform in 37 Metern Höhe, direkt auf dem Dach des Kaispeichers, kann man sich um das komplette Gebäude frei bewegen und einen spektakulären Rundumblick genießen.

Eintrittskarten für die Plaza

Die Plaza ist grundsätzlich für jedermann zugänglich. Da ihre Kapazität allerdings begrenzt ist, wird der Zutritt über die Ausgabe von Plaza-Tickets geregelt. Die Tickets sind an Automaten im Besucherzentrum der Elbphilharmonie und im Eingangsbereich der Elbphilharmonie nach Verfügbarkeit kostenfrei erhältlich. Wer sichergehen will, dass er zu einer bestimmten Zeit auf die Plaza kann, der kann Tickets im Internet gegen eine Buchungsgebühr vorbestellen.

Während Hotel und Plaza bereits Ende 2016 eröffnet wurden, erfolgte die offizielle Eröffnung der Elbphilharmonie am 11. und 12. Januar 2017. Mehr als 15 Jahre nach der ersten Idee für das waghalsige Jahrhundertprojekt, das den Hamburgern fast den Ruf als gute Kaufleute gekostet hätte. Die offene Wunde Elbphilharmonie wird sich nur langsam schließen, aber sie wird sich schließen. Denn die Begeisterung für das Bauwerk ist geblieben, so dass es selbst Kritikern schwerfällt, noch ein böses Wort über dieses sicherlich einmalige Konzerthaus zu verlieren. Aus einem Luftschloss wurde eine reale Ikone. Weil man Wahrzeichen eben nicht baut, sondern weil sie in den Köpfen der Menschen entstehen.

Weitere Informationen

Kontakt

Adresse
Platz der Deutschen Einheit 4
20457 Hamburg
Deutschland
Telefon
+49 (40) 57 66 60
E-Mail
info@elbphilharmonie.de
Internet
http://www.elbphilharmonie.de

Verkehrsanbindung

Buslinien
6, 111
Fährlinie
72
U-Bahnstationen
Baumwall, Überseequartier

Öffnungszeiten

täglich
09:00 - 24:00 Uhr

Eintrittspreise

Plaza
kostenlos

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