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Größtes Volksfest der Welt

Oktoberfest

Gut zwei Wochen im Jahr herrscht in München Ausnahmezustand, dann nämlich, wenn hier das größte Volksfest der Welt stattfindet. Zum Oktoberfest kommen alljährlich sechs Millionen Menschen aus aller Welt. So viele, dass München nicht noch mehr Gäste anlocken will, weil es sonst zu eng werden würde. Sie trinken über sieben Millionen Liter Bier, essen eine halbe Million Backhendl, über hundert Ochsen, halb so viele Kälber und tragen mit rund einer Milliarde Euro Ausgaben nicht unerheblich zum Reichtum der Landeshauptstadt bei.

Das weltweit imitierte Spektakel geht auf die Hochzeit von Kronprinz Ludwig, dem späteren König Ludwig I., und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen zurück. Das fünftägige Fest begann mit der Trauung am 12. Oktober 1810. Es fanden zahlreiche private und öffentliche Feiern statt. Höhepunkt und Abschluss war ein Pferderennen am 17. Oktober auf der Theresienwiese, die damals noch weit vor den Toren der Stadt lag. Das Fest für jedermann kam gut an und wurde nun alljährlich wiederholt.

In über 200 Jahren nur 24-mal ausgefallen

Von Jahr zu Jahr wuchs es mehr. Immer kamen neue Amüsierbetriebe hinzu. 1818 wurde das erste Karussell aufgestellt. Losstände zogen vor allem die ärmere Bevölkerung an, weil es Porzellan, Schmuck und Silber zu gewinnen gab. 1819 übernahmen die Münchener Stadtväter die Festleitung. Epidemien, Inflationen und Kriege führten dazu, dass die Wiesn, wie die Münchener ihr Großereignis nennen, nicht in jedem Jahr stattfinden konnte. Bisher musste das Fest insgesamt 24-mal ausfallen.

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich das Oktoberfest zum nun in aller Welt bekannten Volksfest. Der heute so wichtige Bierverkauf wurde erstmals 1880 genehmigt. Ein Jahr später eröffnete die erste Hendlbraterei. Nicht nur die Dauer des Oktoberfestes wurde verlängert, es wurde auch in die letzten Septemberwochen vorverlegt. Seitdem fällt nur das letzte Wiesn-Wochenende in den Oktober und die Besucher freuen sich über besseres und beständigeres Wetter. Bis zum Zweiten Weltkrieg gehörte das Pferderennen, das einst Ausgangspunkt war, noch zum festen Bestandteil des Oktoberfestes.

Schunkeln im Festzelt

Seit 1950 ist es Tradition, dass das Fest nach dem feierlichen Einzug der Wiesn-Wirte um Punkt 12:00 Uhr durch den Fassanstich des Oberbürgermeisters und mit den Worten "O'zapft is" eröffnet wird. Während die Boulevardpresse noch über die Anzahl der benötigten Schläge diskutiert, verteilen sich die ersten Besuchermassen auf dem 34,5 Hektar großen Festgelände auf der Theresienwiese.

Von nun an wird eigens gebrautes Oktoberfestbier ausgeschenkt. Es hat eine Stammwürze von mindestens 13,5 Prozent und ist mit mehr als sechs Prozent Alkoholgehalt deutlich stärker als gewöhnliches Bier. Da es ausschließlich im Literkrug, der Maß, serviert wird, ist so mancher Genießer schnell angeheitert.

Ausgeschenkt wird das Bier in 14 großen und über 20 kleinen Festzelten. Der Eintritt ist frei, allerdings gibt es häufig einen Mindestverzehr. Obwohl die Zelte großzügig bemessen sind, sind die Plätze stets rar, selbst im größten aller Zelt, dem Hofbräu-Festzelt mit 10.000 Plätzen. Vor allem an Freitagen und Samstagen stehen sie unter Massenansturm. Einen Teil der Plätze in den Festzelten kann man bereits ein Jahr im Voraus reservieren, ein anderer ist ausschließlich Münchenern vorbehalten. Für Stimmung sorgen Blaskapellen, die ein vielseitiges Repertoire beherrschen. Obwohl streng kontrolliert, werden jedes Jahr 100.000 Maßkrüge aus den Festzelten geklaut.

Oide Wiesn als traditionelles Kontrastprogramm

Wer was auf sich hält, der besucht die Wiesn im Dirndl oder in Lederhosen. Die Tracht ist nicht nur Tradition, wie der Trachtenumzug am ersten Wiesn-Sonntag zeigt, sondern in den letzten Jahren auch zum Trend geworden. Trendsetter ist das Oktoberfest auch in Sachen Fahrgeschäften. Hier stehen die größten und neuesten Attraktionen, aber auch echte Klassiker wie der Flohzirkus und das Teufelsrad.

Wem das große Volksfest zu viel Trubel ist, der sollte sich die Oide Wiesn anschauen. Das historische Oktoberfest wurde erstmals 2010 anlässlich des 200-jährigen Jubiläums veranstaltet. Es erfreute sich so großer Beliebtheit, dass es zum festen Bestandteil wurde. Das umzäunte Areal ist fünf Hektar groß und kostet einen geringen Eintritt. Hier findet man besonders viel Tradition. So gibt es gemütliche Festzelte, nostalgische Fahrgeschäfte und klassische Kost wie Steckerlfisch und Zuckerwatte. Alle vier Jahre, wenn zeitgleich mit dem Oktoberfest das Zentral-Landwirtschaftsfest stattfindet, muss die Oide Wiesn pausieren.