Olympiagastgeber Rio de Janeiro

10 Fakten über die Metropole am Zuckerhut

publiziert am 04.08.2016 in Rio de Janeiro | kein Kommentar

Rio de Janeiro ist Austragungsort der Olympischen Sommerspiele 2016 und hat sich damit erfolgreich gegen die Mitbewerber Chicago, Madrid und Tokio durchgesetzt. Erstmals finden damit überhaupt Olympische Spiele auf dem südamerikanischen Kontinent statt. Noch ist die Stimmung in Brasilien verhalten, denn politisch und wirtschaftlich sind es schwierige Zeiten. Bleibt dennoch zu hoffen, dass die Cariocas ab morgen, wenn Olympia offiziell eröffnet ist, doch noch in Feierlaune geraten, wie wir es beispielsweise vom Karneval gewohnt sind. Zur Einstimmung der XXXI. Spiele haben wir zehn informative, skurrile und spannende Fakten zu Rio zusammengetragen.

1. „Fluss des Januars“

Der portugiesische Seefahrer Pedro Álvares Cabral, der 1500 im Nordosten Brasiliens landete, gilt gemeinhin als Entdecker des Landes. Bis zur Unabhängigkeitserklärung 1822 bzw. der Anerkennung Portugals 1825 war Brasilien portugiesische Kolonie. Am 1. Januar 1502 landete der ebenfalls portugiesische Entdecker Gaspar de Lemos in Rio. Fälschlicherweise hielt er die Guanabara-Bucht für eine große Flussmündung und taufte die Stadt deshalb auf Rio de Janeiro, was aus dem Portugiesischen übersetzt „Fluss des Januars“ bedeutet. Darum, ob die Geschichte stimmt oder doch eher eine Legende ist, wird in Rio gern gestritten. Der poetische Name der Metropole aber bleibt, so oder so.

2. Cariocas

Die Einwohner von Rio werden Cariocas genannt. Das Wort stammt aus der Tupí-Guaraní-Sprache der indigenen Bevölkerung, die diesen Landstrich bereits bewohnte, als die entdeckungslustigen Europäer noch gar nicht wussten, dass er existiert. Zwar ist die genaue Bedeutung des Wortes umstritten, wahrscheinlich ist jedoch die Theorie, dass Carioca bzw. Kari’Oka (Kari = weißer Mann, Oka = Haus) so viel wie „Haus des weißen Mannes“ bedeutet. Gemeint waren damit die weiß getünchten Häuser der Portugiesen.

3. Größte Art-déco-Statue der Welt

Hoch oben über den Dächern von Rio thront Cristo Redentor, das Wahrzeichen der Stadt. Der 30 Meter hohe Christus ist die größte Art-déco-Statue der Welt, allerdings schon lange nicht mehr die größte Christusstatue. Der größtenteils in Paris entworfene und vorgebaute Erlöser begrüßt mit ausgebreiteten Armen die Seefahrer und hat den Kopf leicht zur Stadt hin unter seinen Füßen geneigt. Eingeweiht wurde die stückweise nach Rio transportierte Statue am 12. Oktober 1931.

4. Strand dient als Wohnzimmer

Rio, die Metropole, die den Sommer erfunden zu haben scheint, bietet insgesamt 55 Kilometer Strand. Die beiden bekanntesten Strände sind die von Copacabana und Ipanema. Ein Tag, an dem die Cariocas nicht am Strand sein können, ist ein verlorener Tag. Denn hier spielt sich das Leben ab. Der Strand ist das Wohnzimmer der Einheimischen. Hier treffen sie Familie und Freunde, feiern und streiten miteinander, treiben Sport oder kaufen sogar ein.

5. Armenviertel

In Rio de Janeiro gibt es über 1.000 Slums, die hier Favelas genannt werden. Fast ein Viertel aller Cariocas leben in Favelas. Die ersten dieser Elendsviertel entstanden im Zuge der Sklavenbefreiung 1888, die einen Bevölkerungsstrom in die Städte zur Folge hatte. Der Begriff Favela stammt von einer brasilianischen Kletterpflanze. Ähnlich wie diese siedeln sich die Armenviertel von Rio an den Bergen an und „klettern“ diese Stück für Stück nach oben. Die aus einfachsten Materialien errichteten Häuser sind illegaler Grundbesitz. Die Kriminalität in den Favelas ist hoch. Bei ihrer Befriedung kommt es immer wieder zu Toten, so wie auch im Vorfeld der Olympischen Spiele.

6. Seilbahn für die Favelas

Der Complexo do Alemão (Bereich des Deutschen) ist eine riesige Favela, die eigentlich aus 25 einzelnen Siedlungen besteht. 2010 wurde sie vom der Militärpolizei gestürmt und besetzt, um sie von der Herrschaft der Comando Vermelho, einer Verbrecherorganisation die den Drogenmarkt bestimmt, zu befreien. Noch zu Beginn dieses Jahrhunderts zählte der Complexo do Alemão zu den gefährlichsten Orten der Stadt, mittlerweile ist er weitgehend befriedet. 2011 wurde mit der Alemão-Bahn eine Seilbahn in Betrieb genommen, die in erster Linie den öffentlichen Nahverkehr für die Bewohner der Favelas verbessern soll. Die Benutzung ist für sie kostenlos. Inzwischen hat sich die Seilbahn allerdings auch zu einer populären Touristenattraktion entwickelt. Sie transportiert täglich mittlerweile mehr Menschen als die Gondeln auf den Zuckerhut.

7. Karneval

Ob aus Favela oder nicht – der Karneval eint alle Cariocas. Das wichtigste Fest des Jahres zieht jeden Tag zwei Millionen Menschen an. 2014 kamen zusätzlich zu den unzähligen Cariocas rund 400.000 Ausländer zum Karneval nach Rio, was Guinness World Records dazu veranlasste, die Karnevalsparty zur größten der Welt zu küren. Beim brasilianischen Karneval treten die bunt und schrill gekleideten Tänzerinnen und Tänzer aus den Sambaschulen gegeneinander an. Über 1.000 Sambaschulen gibt es in Rio, die besten und meisten stammen aus Favelas.

8. Größter Stadtwald der Welt

Der am 7. Juni 1961 geschaffene Floresta da Tijuca ist mit 39,72 Quadratkilometern der größte Stadtwald der Welt. Heute ist der städtische (Ur-)Wald ein Nationalpark. Dabei wurde ihm bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts viel Vegetation genommen, um Platz für Kaffeeplantagen zu schaffen. Im Park liegt auch der Corcovado, auf dem die Christusstatue steht.

9. Touristenpolizei

Bilderbuchwetter an über 300 Tagen im Jahr. Das heißt nicht nur, dass in Rio de Janeiro immer Hochsaison für Touristen herrscht, sondern auch für Kriminelle, die es auf ihre Wertsachen abgesehen haben. Beliebte Tatorte sind beispielsweise die malerischen Sandstrände, an denen die Kriminalität vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 tatsächlich eskalierte. Selbst Kinderbanden beklauten Badegäste. Um das Problem in den Griff zu bekommen, gibt es in Rio eine eigene Touristenpolizei. Sie patrouilliert an belebten Orten, hat aber auch eine eigene Notfallnummer. Die Touristenpolizei ist eine Sondereinheit der Militärpolizei.

10. Bestbesuchtes Fußballspiel der Welt

Das Estádio do Maracanã, in dem sowohl die Eröffnungs- als auch die Abschlussfeier der Olympischen Spiel 2016 stattfindet, war bei seiner Eröffnung 1950 das größte Fußballstadion der Welt. Bis zu 200.000 Menschen haben hier Platz gefunden. Und es kamen tatsächlich so viele! Das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 1950 am 6. Juli, bei dem Brasilien gegen Uruguay spielte, verfolgten im legendären Maracanã 173.850 zahlende Gäste und etwa 20.000 nichtzahlende. Dieses Spiel, das Brasilien leider nicht zum Weltmeister machte, war wohl das bestbesuchte in der Geschichte des Fußballs. Im heutigen Maracanã-Stadion finden nur noch knapp 78.000 Zuschauer Platz.

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