Google Transit

Bahnverbindungen auf Google Maps

publiziert am 19.09.2012 in Mobilität | kein Kommentar

Gemeinsam mit der Deutschen Bahn (DB) hat Google diese Woche Google Transit vorgestellt. Der Dienst ergänzt die in Google Maps bisher mögliche Routenplanung für Autofahrer und Fußgänger um Verbindungen im öffentlichen Nah- und Fernverkehr. Um dieses bereits in anderen Ländern, Regionen und Städten verfügbare Informationsangebot auch hierzulande zu realisieren, haben Bahn und Google eine Kooperation geschlossen.

Google Maps wird monatlich von einer Milliarde Menschen genutzt. Viele davon nutzen den Kartendienst zur Routenplanung. Dank der Erweiterung können Reisende nun bequem vergleichen, ob sie mit dem Auto oder mit dem Zug schneller am Ziel sind. Auf Grundlage der Fahrplandaten der Deutschen Bahn zeigt Google Transit standardmäßig die zeitlich nächsten optimalen Verbindungen, wobei Datum und Uhrzeit auch gezielt ausgewählt werden können. Zur Ermittlung der besten Reiseoption berücksichtigt der Dienst Faktoren wie die Anzahl der Umstiege und die Reisedauer. Die Verbindungen werden auf der Karte dargestellt und zusätzlich mit Abfahrts- und Ankunftszeit sowie dem Zugtyp und der Zugnummer angezeigt. Über einen äußerst dezenten Link gelangt man direkt zum Internetangebot der Deutschen Bahn*, wo ohne erneute Angabe der Reiseroute die Fahrkarte gekauft werden kann. Google erhält nach eigenen Angaben keine Provision für die Vermittlung von Kunden.

Dabei ist die Gewinnung von Neukunden genau das, was sich die Bahn von der Kooperation mit Google erhofft. Insbesondere ausländische Kunden, bei denen der Internetauftritt der Bahn unbekannter ist als Google, könnten auf diesem Weg angelockt werden. Denn Google Transit zeigt nicht nur innerdeutsche sondern auch europaweite Verbindungen an. Google möchte mit der Erweiterung von Google Maps seinen Service verbessern und dadurch noch mehr Menschen für sein Angebot gewinnen. Letztlich erhofft sich der Internetkonzern steigende Werbeeinnahmen. Insgesamt zwei Jahre haben beide Unternehmen an der Umsetzung von Google Transit gearbeitet. Die lange Vorlaufzeit wird mit dem hohen Qualitätsanspruch beider Partner begründet.

Große Lücken im Nahverkehr

Da Google bisher nur mit den Daten der Deutschen Bahn arbeitet, wird nicht der gesamte Nahverkehr erfasst. So werden zwar Regionalzüge und S-Bahnen angezeigt, nicht jedoch die Verkehrsmittel regionaler Verkehrsbetriebe. So müssen sich Reisende, die zum Beispiel mit Bus oder U-Bahn fahren wollen, weiterhin an anderen Stellen informieren. Auch Verspätungen werden von Google Transit derzeit nicht erfasst. Es werden ausschließlich die regulären Fahrpläne abgebildet. Raphael Leiteritz, der bei Google verantwortliche Produktmanager, versicherte aber, dass an beiden Lücken gearbeitet werde.

Wie vor wenigen Stunden bekannt wurde, hat die Münchener Verkehrsgesellschaft (MVG) bereits die Fahrplandaten ihrer 66 Bus-, sieben U-Bahn- und elf Tramlinien an Google geliefert. Derzeit werden die Angaben in das System übertragen, teilte die MVG am Dienstag mit. Wenn alles klappt, sollen bereits zum nächsten Fahrplanwechsel am 9. Dezember auch MVG-Verbindungen über Google Transit abrufbar sein. „Mit dem neuen Service schließen wir als eines der ersten Nahverkehrsunternehmen eine Lücke bei der Routenplanung via Google im Internet.“, sagte MVG-Chef Herbert König.

Aktivisten fordern bereits seit Jahren, dass die Bahn ihre Fahrplaninformationen für jeden nutzbar in einem maschinenlesbaren Format zur Verfügung stellen soll. Dadurch könnte jeder Interessierte eigene Anwendungen programmieren und veröffentlichen. Eins der besten Beispiele hierfür ist der Zugmonitor auf dem Internetangebot der Süddeutschen Zeitung. In Echtzeit wird auf einer Karte der Fernverkehr inkl. Verspätungen angezeigt. Zur Umsetzung dieses Projekts müssen die Programmierer die Verbindungs- und Verspätungsdaten mühselig über die DB-Seiten zusammentragen. Ulrich Homburg, Vorstandsmitglied für das Ressort Personenverkehr, machte jedoch deutlich, dass es keine „unkontrollierte Abgabe“ dieser Daten geben werden. Schließlich müsse die Bahn eine qualitativ hochwertige Aufbereitung der Daten gewährleisten. Letztlich würden Reisende nämlich die Bahn verantwortlich machen, wenn beispielsweise die Abfahrtszeiten falsch angegeben werden.

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