EuropaCity vor Paris

Gigantischer Einkaufs- und Unterhaltungskomplex geplant

publiziert am 15.10.2014 in Paris | kein Kommentar

Mit dem Disneyland hat Paris bereits einen bekannten und beliebten Anziehungspunkt vor den Toren der Stadt, nun soll ein weiterer hinzukommen. Nur etwa 19 Kilometer nördlich der französischen Hauptstadt soll mit der EuropaCity ein riesiger Einkaufs- und Unterhaltungskomplex gebaut werden, natürlich mit Freizeitpark. 80 Hektar Ackerland in der Gemeinde Gonesse sollen dafür bebaut werden. Geplant ist, dass eine neue U-Bahnlinie die Touristen von Paris aus innerhalb von 30 Minuten nach EuropaCity bringen wird.

Auf allein 20.000 Quadratmetern sollen sich Gastronomiebetriebe bereitmachen. Hinzu kommen 500 Geschäfte, 2.700 Hotelzimmer in diversen Unterkünften, zwei Konzert- und Theatersäle sowie ein Saal für Zirkusvorstellungen. Neben dem klassischen Freizeitpark soll es einen Bauernhof, ein Freizeitbad, einen 30.000 Quadratmeter großen Schneepark mit Skipisten und Liften sowie einen Skatepark geben. Auch Ausstellungsflächen und ein Kongresszentrum möchte man errichten.

Auch architektonisch spektakulär

Gegliedert werden sollen all die Angebote in sechs Themenbereiche. Geschäfte und Gastronomieangebote für jeden Geldbeute und Geschmack ziehen sich durch alle Bereiche der Anlage. Der Entwurf des dänischen Architekten Bjarke Ingels sieht ein riesiges begrüntes Dach vor, das in seiner dynamischen Bauweise ansatzweise an Berge und Täler erinnern soll. Das gesamte Plateau soll sich trotz seiner Größe geschmeidig in die Landschaft schmiegen.

Hinter dem Bauvorhaben, das fast schon an Größenwahn grenzt, steckt die Immobilientochter des französischen Handelskonzerns Auchan. Erste Überlegungen das Areal zwischen den Flughäfen Charles de Gaulle und Le Bourget zu einem vielfältigen Vergnügungspark zu verwandeln, gab es erstmals 2006. Inzwischen hat die Politik den Bau beschlossen, Premierminister Manuel Valls betonte noch am Montag die wirtschaftliche Bedeutung des Projekts.

Die Lokalpolitiker erhoffen sich viele neue Arbeitsplätze in einer von Arbeitslosigkeit geprägten Region. Von 17.500 Stellen ist die Rede, die durch EuropaCity direkt und indirekt geschaffen werden sollen. Außerdem spekulieren sie auf steigende Steuereinnahmen durch die Umsätze. Kein Wunder, dass Jean-Pierre Blaz, der Bürgermeister von Gonesse, einer der lautesten Befürworter des Projekts ist.

Landwirte bangen, Politiker hoffen

Viele Landwirte, auf deren Feldern EuropaCity gebaut werden soll, halten das Vorhaben für grotesk. Sie mussten schon mehrfach Land für Autobahnen und Flughäfen abtreten. Dabei ist der Boden gerade hier von bester Qualität. Außerdem wenden sie ein, dass die Äcker, die Paris am nächsten liegen, für die Selbstversorgung des Großraums gebraucht werden. Die Bauern haben die Naturschützer auf ihrer Seite.

Die Kritiker geben ebenfalls zu bedenken, dass es in der Gegend bereits mehrere Einkaufszentren gibt. O’Parinor in Aulnay-sous-Bois bietet 220, das erst 2013 eröffnete Aéroville nahe dem Flughafen Charles de Gaulle 200 Geschäfte. Wichtigstes Gegenargument: Bei EuropaCity handle es sich schließlich nicht um ein reines Einkaufszentrum.

Bis 2025 wollen die Verantwortlichen den gigantischen Komplex aus dem Boden stampfen. Die Baukosten sollen rund zwei Milliarden Euro betragen und werden rein privatwirtschaftlich getragen. 30 Millionen Besucher pro Jahr sollen sich dann in EuropaCity vergnügen. Doppelt so viele wie jährlich Disneyland besuchen. Dieser etablierte Freizeitpark kämpft momentan übrigens mit enormen Besucher- und Umsatzrückgängen.

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