Eheflaute in Las Vegas

Immer weniger wollen sich von Elvis trauen lassen

publiziert am 30.10.2015 in Las Vegas | kein Kommentar

Was haben Elvis Presley, Frank Sinatra und Paul Newman gemeinsam? Richtig, sie heirateten in Las Vegas. Diese und weitere Prominente machten die Eheschließung in der Glücksspielmetropole in den 1950er-Jahren populär. Schon Jahrzehnte zuvor hat der Bundestaat Nevada den Grundstein für die heutige Hochzeitsindustrie gelegt, indem er die Formalitäten und die Wartezeit für die Eheschließung auf ein Minimum reduzierte.

Hunderte Kapellen und natürlich die Stadt haben in den vergangenen Jahrzehnten gut daran verdient, dass Heiratswütige aus der ganzen Welt in die Wüste kamen um sich im Schein des Neonlichts das Jawort zu geben. Dazu gehören entgegen des weit verbreiteten Vorurteils nicht nur abgebrannte Betrunkene, sondern auch seit Jahren liierte Liebespaare.

Rund ein Drittel weniger Hochzeiten

Doch auch in Las Vegas läuten die Hochzeitsglocken immer seltener. Trauten sich 2004 noch rund 128.000 Paare, waren es im vergangenen Jahr nur noch rund 81.000. Und weil Hochzeiten ein wichtiges Standbein der örtlichen Wirtschaft sind, macht sich der Rückgang deutlich in den Kassen bemerkbar. Am schwersten trifft es die kleinen Hochzeitkapellen, die häufig als Familienbetriebe geführt werden. Aber auch die Stadt, die die Ehelizenzen vergibt, muss Einnahmenverluste in Millionenhöhe hinnehmen.

Schaut man sich die Zahlen genauer an, dann wird schnell deutlich, dass nicht Las Vegas Schuld an der Eheflaute ist. Die Wüstenmetropole scheint nämlich auch für Heiratswillige nichts an ihrer Attraktivität verloren zu haben. Denn während zwar die absolute Zahl der hier geschlossenen Ehen beträchtlich zurückging, zeigt die Relation zur Gesamtzahl der in den Vereinigten Staaten geschlossenen Ehen, dass Las Vegas weiterhin beliebt ist. Deutlich über fünf Prozent aller Heiraten in den USA finden in Las Vegas statt. In den 1990er-Jahren lag diese Zahl noch bei unter fünf Prozent.

Weltweite Werbekampagne

Neben der weltweit nachlassenden Begeisterung für die Ehe wird für die Hochzeitflaute auch die Rezession verantwortlich gemacht. Weil die Nachfrage singt, werden die notwenigen Papiere in Sin City nicht mehr rund um die Uhr ausgestellt. Als weitere Konsequenz wurde der Preis für die Eheerlaubnis von 60 auf 77 US-Dollar angehoben. Mit den Mehreinnahmen soll eine internationale Werbekampagne für das Heiraten in Las Vegas finanziert werden.

Die Hochzeitkapellen indes versuchen derweil neue Kundengruppen zu erschließen. So bietet man Zeremonien für Homosexuelle an, denen die Heirat in Nevada per Gesetz verwehrt ist. Der Viva Las Vegas Wedding Chapel gelang es so immerhin, ihren Umsatz 2010 um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu steigern. Schon seit längerem im Visier sind bereits verheiratete Paare, die in Las Vegas ihr Ehegelübde erneuern sollen. Und ganz neue werden nun sogar Geschiedene angesprochen, die es in der Welthauptstadt der Hochzeiten doch noch einmal miteinander probieren mögen.

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